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Video: Wir warten auf den Bus - Das Denkmal der grauen Busse

Das Denkmal nach dem Entwurf von Horst Hoheisel und Andreas Knitz ist als "Transportmittel der Erinnerung" für die Euthanasie-Opfer des Nationalsozialismus gedacht und soll sowohl Opfer als auch Täter und die Tat reflektieren. Es besteht aus zwei Betonbussen, deren Vorbild die Transportfahrtzeuge der "Gemeinnützigen Krankentransport GmbH" - GEKRAT (eine Tarnfirma der Nazis) sind, mit denen 1940 und 1941 allein 691 Patienten aus Weißenau als "lebensunwert" in die Vernichtungsanstalt Grafeneck deportiert wurden. In Grafeneck starben 10.654 Männer, Frauen und Kinder.

Denkmal der grauen Busse - Wohin bringt Ihr uns?

Bild Andreas Praefcke: Das Denkmal der grauen Busse in Weißenau, ein Ortsteil von Ravensburg.

Bild Andreas Praefcke: Das Denkmal der grauen Busse in Weißenau, ein Ortsteil von Ravensburg.

Das Denkmal der grauen Busse ist ein zweiteiliges Denkmal, das 2006 für die Opfer der Krankenmorde der nationalsozialistischen "Aktion T4" (die so genannte "Euthanasie" im Dritten Reich) in der ehemaligen Heilanstalt Weißenau in Ravensburg errichtet wurde.

Gemeinnützige Krankentransport GmbH

Die Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft m. b. H. (kurz: Gekrat bzw. GeKraT) war ein Tarnname für die Unterabteilung der Zentraldienststelle T4, welche im nationalsozialistischen Deutschen Reich für den Transport von kranken und behinderten Menschen verantwortlich war, die im Rahmen der nationalsozialistischen "Rassenhygiene" ermordet wurden (Aktion T4). Jede Verbindung zur Kanzlei des Führers sollte verschleiert werden.

Amtsleiter der Transportabteilung war Reinhold Vorberg. Als sein Stellvertreter amtierte Gerhardt Siebert, der ab Sommer 1941 die Leitung der Gekrat (ab 1943 Hauptabteilung II d mit Amtssitz in Berlin) übernahm. Am 18. November 1939 wurde Vorberg zusammen mit Hermann Schwenninger als Geschäftsführer der Gekrat im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg eingetragen. Vorberg hatte sein Hauptquartier in der NS-Tötungsanstalt Grafeneck, leitete mehrere Transportaktionen persönlich und inspizierte die Transportabteilungen in anderen Tötungsanstalten. Zum Aufgabenbereich der Transportabteilung gehörten nicht nur die Verlegung von Patienten in die Zwischenanstalten und Tötungsanstalten. Sie führte außerdem den dafür erforderlichen Schriftwechsel mit den Angehörigen und den Anstalten und trieb anfangs auch die Kosten ein, bis 1940 der Geschäftsführer der Zentraldienststelle T4, Dietrich Allers, diese Aufgabe an sich zog.

Ab 1941 wurden im Rahmen der sogenannten Invaliden-Aktion auch kranke und arbeitsunfähige KZ-Häftlinge zu den Anstalten transportiert, um sie dort in den Gaskammern zu töten. Nach dem sogenannten „Stopp“ der „Erwachsenen-Euthanasie“ war die Gekrat weiterhin bei der Verlegung von Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten tätig. Vierzehn Personen, die als Fahrer bei der Aktion T4 beschäftigt wurden, waren später nachweislich in den Vernichtungslagern der Aktion Reinhard eingesetzt.

Zu Vorbergs Grafenecker Fuhrpark gehörten neben drei Bussen zwei Personenwagen, die unter anderem zu Kurierfahrten benutzt wurden, sowie ein roter Postlieferwagen. Richard von Hegener, ansonsten für Materialbeschaffung zuständig, besorgte für die Gekrat weitere Busse von der Reichspost: Für die Reichspost erschien die „Sonderstaffel von Hegener“ als Vertragspartner, nicht aber die Gekrat selbst. Die zum Krankentransport benutzten Reichspost-Busse waren, ebenso wie die regulären Omnibusse, rot lackiert und trugen die Nummernschilder der Reichspost (RP). v. Hegener sagte aus, „erst etwa nach der Hälfte der Aktion“ seien die Busse – ebenso wie die Reichspostbusse – mit einem grauen Luftschutz-Tarnanstrich versehen worden. Es sei ja auch nicht in ihrem Sinne gewesen, die eigenen Omnibusse für ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit besonders kenntlich zu machen. Um den Einblick von außen zu verhindern, wurden die Fenster mit Vorhängen verhüllt oder mit Farbe bestrichen. In einer Schilderung eines Transports nach Grafeneck wird dargestellt, dass der Transportführer in einem PKW vor der aus drei Bussen bestehenden Kolonne fuhr. Jedem Bus waren zwei Pflegekräfte beigegeben. Gewalttätige Kranke konnten am Sitz festgeschnallt werden. Pfleger hatten überdies Handschellen dabei.

In Hadamar konnten Anwohner von einer Anhöhe das Aussteigen der Businsassen beobachten. Um Außenstehenden den Blick zu verwehren, wurde alsbald ein gedeckter Gang am Seitenflügel gebaut. Andernorts wurde gerügt, dass „das Wegschaffen der Leute“ in der denkbar auffälligsten Weise mitten auf dem Marktplatz erfolgt sei und die Selektierten einzeln und unter Gewaltanwendung in die Busse verbracht wurden. Der Bischof von Limburg, Antonius Hilfrich, erwähnt in seinem an den Reichsminister der Justiz gerichteten Protestschreiben vom 13. August 1941: „Öfter in der Woche kommen Autobusse mit einer größeren Anzahl solcher Opfer in Hadamar an. Schulkinder der Umgebung kennen diese Wagen und reden: „Da kommt wieder die Mordkiste.“ Nach der Ankunft solcher Wagen beobachten dann die Hadamarer Bürger den aus dem Schlot aufsteigenden Rauch...“ (Quelle: wikipedia.org/wiki/Gemeinnützige_Krankentransport_GmbH)

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

Das Foto zeigt den Schloßhof der Pflegeanstalt Bruckberg während eines der drei Abtransporte in "T4-Tötungsanstalten", Frühjahr 1941. Der Fotograf ist nicht zu ermitteln, vermutlich war es der Leiter der Einrichtung Hilmar Ratz. Quelle: Zentralarchiv Diakonie Neuendettelsau

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

Deportation von Patienten aus Liebenau ca. 1940. Quelle: Stiftung Liebenau

Krankenmorde der nationalsozialistischen

Ein Patient wird zum Buss gebracht

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

1941/42: Wo bringt Ihr uns hin?

Bus der "Gemeinnützigen Krankentransportgesellschaft" (GEKRAT) mit Fahrern bzw. GEKRAT-Personal vor dem Wirtschaftsgebäude in Grafeneck 1940. Quelle: Landesarchiv NRW

Bildquellen (soweit nicht oben genannt): www.het-autobusarchief.nl

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Andreas Jordan, September 2008

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