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27. Februar 1945 - Bombenangriff auf Schalker Verein

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358 Sprengbomben trafen den Schalker Verein

Plan stellt Bombenwürfe auf Werksanlagen genau dar

Der Plan ist 73 cm breit und 27 cm hoch. Man sieht eine Art Geländeskizze. Eisenbahnen (u.a. in der linken unteren Ecke den Hauptbahnhof Gelsenkirchen), Hallenumrisse - vor allem aber dicke schwarze Punkte und Kreise. Er stammt vom 6.8.1945. Es handelt sich um die Übersicht über die Bombenwürfe auf den Schalker Verein. Das ist die Quelle, der Hermann Wirtz entnahm, daß im zweiten Weltkrieg insgesamt 1224 Sprengbomben auf die Werksanlagen fielen, von denen 219 Blindganger waren, die nicht explodierten. Dazu richteten rund 6000 Stabbrandbomben erhebliche Schaden an.

Nicht berücksichtigt wurden die Bombenwurfe auf das Hafengelände sowie die nach dem August 1944 auf das Minettelager gefallenen Sprengkörper.

Schalker Verein in Gelsenkirchen

Abb: Bombenplan Schalker Verein, Gelsenkirchen. (Zum Vergrößern Abbildung anklicken.)

Wenn man die Zeichnung richtig deutet, wurde das Ostarbeiterlager an der Bulmkerstraße von 18 Sprengbomben getroffen unter denen sechs Blindgänger waren. Zwei Bomben schlugen im OT-Lager (Organisation Todt, eine NS-Baueinheit) elf (davon vier Blindganger) trafen die Schrebergärten. Das Kriegsgefangenenlager für Russen an der Wattenscheider Straße verzeichnete 17 Bombeneinschläge, davon sieben, die nicht explodierten, sowie die Schlackenkippe Günnigfeld sechs (drei Blindganger).

Von 1940 bis August 1044 wurden beim Schalker Verein "nur" 36 Bombentrichter und acht Blindganger registriert. Die Schäden waren schnell zu beseitigen. Der erste schwere Angriff schlug am 12./13.September 1944 zu: 190 Bomben explodierten. 65 Blindgänger mußten entschärft werden. Am 6. November 1944, dem Großangriff auf Gelsenkirchen, gab es 257 Bombentreffer und 57 Blindganger. 1945 setzten die Allierten ihre Angriffe fort: Am 22. Januar schlugen 16 Bomben (dazu vier Blindganger) ein, am 2. Februar 16 Sprengbomben und vier Blindganger, am 9. Februar waren es 19 Sprengbomben und fünf Blindgänger. Am 23. Februar richteten 62 Bomben (und sechs Blindgänger) verstärkt Schaden an.

Der schwerste Angriff erfolgte am 27. Februar 1945: 358 Sprengbomben explodierten und zerstörten, was bis dahin die Angriffe überstanden hatte oder notdürftig wieder hergerichtet worden war. Dazu gab es 65 Blindganger. Das war das Aus für die in Hüllen bis dahin hauptsächlich laufende Granatenproduktion. 28 weitere Treffer (und zwei Blindgänger) wurden am 5. März registriert, und am 19. Marz kamen nochmals 10 Treffer und ein Blindganger dazu.

Nur ein Haufen Trümmer blieb

Zurück blieb ein riesiger Trümmerhaufen, den man sich später kaum noch vorstellen konnte. Darüber geben aber die Bilder in den dicken Fotoalben Auskunft, die Hermann Wirtz in seiner Wohnung aufbewahrt. Er rettete sie bei den zahlreichen Umzügen und Verlegungen im Laufe der Verkleinerung des Schalker Vereins vor der Vernichtung, "Immer, wenn ich merkte, daß alte Unterlagen in den Container sollten, habe sich sie gesichtet und herausgeholt, was mir für die Geschichte des Schalker Vereins wichtig erschien," sagte er. Bei unserem Besuch hatte er nur einen kleinen Teil hervorgeholt - und das war schon ein ganzer Berg.

Wirtz trat 1937 als jugendlicher Hilfsarbeiter (damals die Vorstufe für eine Ausbildung) in die spater nach Hilden verlegte Radiatorenfertigung des Unternehmens (damals Deutsche Eisenwerke, Werk Schalker Verein) ein und absolvierte im Anschluß eine dreijährige Lehre als Elektriker. 1943 wurde er Soldat. Als er aus amerikanischer Gefangenschaft zurückkam, war es nicht einfach, Arbeit zu finden. Gefragt waren vor allem Bergleute oder Männer, die im Bergbau anzulernen waren. Die Gewinner wollten Kohle haben! Wirtz halte Glück. Sein Vater, Willi Tibert und der spätere Oberbürgermeister Hubert Scharley hatten vor dem Kriege zusammen bei den Eisenwerken gearbeitet - Mit Scharleys Hilfe bekam er eine Arbeit bei einer Gelsenkirchener Firma und trat Anfang der 50er Jahre in den Schalker Verein ein. Dort hatte langst die Beseitigung der Kriegsschäden begonnen. Vorstandsmitglied Dr. Schaefers, der 1964 ausschied, erwarb sich darum besondere Verdienste. Ein dickes Album zeigt die Zerstörungen der einzelnen Werksteile und stellt sie mit den im Wiederaufbau geschaffenen Anlagen gegenüber. Ein weiteres Album enthält nur Bilder von den Zerstörungen.

Quelle: WAZ, 2. März 1985. Von Harald Neumann.

Abb.: Übersichtsbombenplan der Deutschen Eisenwerke A.G., Werk Schalker Verein, Deutsches Bergbau-Museum, Inventar.Nr. 070410059203, Signatur BBA 41/592.3

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Andreas Jordan, April 2008

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