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Staatliches Museum in Oświęcim (Auschwitz)

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Die Fabrik des Todes - Auschwitz I-III

Info-Broschüre des staatlichen Museums Oświęcim Abb.: Info-Broschüre des staatlichen Museums Oświęcim (Auschwitz), 1991

Fünf Jahre lang erregte der Name Auschwitz ein Gefühl von Schrecken unter den Völkern der von den Nazis während des II. Weltkrieges besetzten Länder. Gegründet wurde das deutsche Konzentrationslager Auschwitz 1940 für polnische politische Häftlinge. In der ersten Zeit sollte es der Terrorisierung und Vernichtung von Polen dienen. Später begannen die Nazis, hierher Menschen aus ganz Europa zu bringen, vor allem Juden aus vielen Ländern sowie auch sowjetische Kriegsgefangene und so genannte 'Zigeuner'. Unter den Häftlingen waren auch Tschechen, Jugoslawen, Franzosen, Österreicher, Deutsche und Angehörige anderer Völker. Bis zur Befreiung des KL Auschwitz wurden Transporte mit polnischen politischen Häftlingen in das KL Auschwitz gebracht. Nach Beendigung der Septemberkampagne im Jahre 1939 wurde die Stadt Oświęcim zusammen mit den in ihrer Nähe gelegenen Orten an das "III. Reich" angeschlossen. Gleichzeitig änderten die Nazis ihren Namen in Auschwitz um.

Schon Ende 1939 entstand im Amt des Höheren SS- und Polizeiführers in Breslau der Gedanke, ein Konzentrationslager anzulegen. Der Antrag zum Bau dieses Konzentrationslagers wurde mit Überfüllung der in Schlesien bestehenden Gefängnisse begründet, sowie durch die Notwendigkeit, weitere Massenverhaftungen unter der polnischen Bevölkerung Schlesiens und im Generalgouvernement vorzunehmen. Einige speziell zu diesem Zweck gebildete Kommissionen begannen mit der Suche eines entsprechenden Platzes zur Lokalisierung des Lagers. Die Wahl fiel auf die verlassenen polnischen Vorkriegskasernen in Oświęcim. Diese befanden sich ausserhalb des bebauten Stadtgebietes, was die Möglichkeit sowohl des Ausbaus als auch der Isolation schuf. Nicht ohne Bedeutung war auch die Tatsache, dass Oświęcim günstige Verkehrsbedingungen besass, da es ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt war. Der Befehl zur Errichtung des Lagers wurde im April 1940 erlassen, und zum Kommandanten wurde Rudolf Höss ernannt. Am 14. Juni 1940 lieferte die Gestapo die ersten politischen Häftlinge — 728 Polen aus Tarnow— in das KL Auschwitz ein.

Im Augenblick der Gründung zählte das Lager 20 Gebäude, darunter 14 eingeschossige und 6 zweigeschossige Bauten. In den Jahren 1941 -1942 wurden mit Häftlingskräften alle eingeschossigen Gebäude um ein Stockwerk erhöht und weitere 8 gebaut. Im Ganzen zählte das Lager 28 zweigeschossige Gebäude (ausser der Küche und den Wirtschaftsbaracken). Durchschnittlich schwankte der Zahlenstand zwischen 13 000 und 16 000 Häftlingen und erreichte einmalig im Jahre 1942 über 20 000. Die Häftlinge wurden in den Blocks untergebracht, wozu man auch Keller und Dachböden nutzte. Gleichzeitig mit dem Anwachsen der Häftlingszahl vergrösserte sich auch das Lagergebiet, das sich in ein riesiges Vernichtungslager umgestaltete.

Das Lager in Oświęcim — KL Auschwitz I — wurde zum Stammlager für das ganze Netz von neuen Lagern. Im Jahre 1941 begann man mit dem Bau des zweiten, später KL Auschwitz II — Birkenau benannten Lagers, 3 km weit von diesem Orte entfernt, und im Jahre 1942 errichtete man das Lager Monowitz bei Oświęcim — KL Auschwitz III — auf dem Fabrikgelände der IG-Farbenwerke. Ausserdem entstanden in den Jahren 1942-1944 etwa 40 Nebenlager des Auschwitzer Lagers, die dem KL Auschwitz III unterstanden und sich hauptsächlich in der Nähe von Hütten, Bergwerken und Fabriken befanden, weil die Häftlinge dort als billige Arbeitskräfte eingesetzt waren.

Tor KL Auschwitz Abb.: Lagertor KL Auschwitz I

Das Gelände des KL Auschwitz I und des KL Auschwitz II — Birkenau — wird heute als Reservat erhalten und ist für Besichtigungen zugänglich. Die wichtigsten Objekte des früheren Lagers sind in Birkenau die Ruinen der vier Krematorien und der Gaskammern sowie die Orte der Verbrennungsgruben, die Eisenbahnrampe, auf der die Selektion der in das Lager deportierten Menschen stattfand, sowie ein Teich mit Menschenasche, und in dem früheren Stammlager Auschwitz der „Todesblock". Ausserdem sind in beiden Lagern die Blocks und ein Teil der Häftlingsbaracken, die Wachen und Wachtürme der SS-Besatzung sowie die Stacheldrahtumzäunung erhalten. Einige der von der SS zerstörten Objekte sind aus Originalelementen rekonstruiert worden, z.B. die Krematoriumsöfen im Krematorium I, die die SS demontiert hatte. Ein Teil der Objekte wurde von der SS vollständig zerstört, um die Spuren der Verbrechen zu verwischen, und in einigen Fällen hat das Museum sie, wenn dies die Bedeutung der mit ihnen verbundenen Geschehnisse erforderte, rekonstruiert und an den Stellen aufgestellt, wo sie sich während des Bestehens des Lagers befanden. Es handelt sich in erster Linie um die „Todeswand" und um den Sammelgalgen auf dem Appellplatz. Auf dem Gebiet des ehemaligen Auschwitzer Lagers befinden sich in den Häftlingsblocks eine Ausstellung, die die Geschichte des KL Auschwitz aufzeigt, sowie nationale Ausstellungen (siehe Plan). In das ehemalige Lager Auschwitz führt ein Tor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei", durch das die Häftlinge täglich zur Arbeit auszogen und nach der täglichen Arbeit zurückkehrten. Auf einem kleinem Platz, neben der Lagerküche, spielte das Lagerorchester Märsche, durch die der Durchmarsch der tausende von Häftlingen und dessen Zählen durch SS-Männer erleichtert wurde.

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BLOCK 4

Saal 1 (Erdgeschoss)

Das KL Auschwitz war das grösste der Nazi-Konzentrationslager für Polen und Häftlinge anderer Nationalität, die der Hitlerfaschismus zur Isolierung und allmählichen Vernichtung durch Hunger, schwere Arbeit und Experimente verurteilte, zum sofortigen Tod durch Einzel — und durch Sammelhinrichtungen. Ab dem Jahre 1942 wurde das Lager ausserdem zum, grössten Vernichtungszentrum der in Europa lebenden Juden. Der grösste Teil der zu dem KL Auschwitz deportierten Juden starb sofort nach dem Eintreffen in den Gaskammern, ohne dass die Menschen registriert und mit Häftlingsnummern gekennzeichnet worden wären. Es ist deshalb sehr schwierig, die genaue Zahl der Ermordeten festzustellen.

Diese Frage wird seit vielen Jahren von Historikern in vielen Ländern diskutiert, die zumeist Schätzzahlen von bis zu eineinhalb Millionen nennen. Eine Urne mit Asche vom Gelände des Lagers macht diejenigen unvergesslich, die umgekommen sind.

Saal 2 (Erdgeschoss)

Im KL Auschwitz starben Bürger vieler Staaten, Menschen unterschiedlicher politischer Anschauungen und religiöser Bekenntnisse, Angehörige der Zivilbevölkerung und Mitglieder der Widerstandsbewegung sowie Kriegsgefangene. 1941 bestimmte der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, das KL Auschwitz zum Ort der Durchführung des Programms zur vollständigen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Rudolf Höss, der Kommandant des Lagers, zitiert in seinen Erinnerungen Himmlers Begründung seiner Entscheidung: „Die bestehenden Vernichtungsstellen im Osten sind nicht in der Lage, die beabsichtigten grossen Aktionen durchzuführen. Ich habe daher Auschwitz dafür bestimmt, einmal wegen der günstigen verkehrstechnischen Lage, und zweitens lässt sich das dafür dort zu bestimmende Gebiet leicht absperren und tarnen."

Die Massenvernichtungsaktion der Juden wurde in den ersten Monaten des Jahres 1942 begonnen. Die ersten Transporte mit zur Vernichtung verurteilten Juden wurden in das KL Auschwitz aus Oberschlesien gebracht, es folgten Juden aus dem Generalgouvernement, und ab dem Frühjahr trafen Massentransporte aus der Slowakei, aus Frankreich, dann aus Belgien und Holland, im Herbst aus Deutschland, Norwegen und Litauen und aus weiteren Ländern des besetzten Europa ein. Fast sofort nach dem Naziangriff auf die Sowjetunion sperrte man sowjetische Kriegsgefangene in das KL Auschwitz ein und brach hiermit jegliches internationale Recht. Auf Grund der Zahl der ausgegebenen Nummern wurde festgestellt, dass 12 000 Kriegsgefangene ins Lager regiestriert worden sind. In der Zeit von 5 Monaten sind 8320 Mann umgekommen, wovon ein Teil vergast und ein Teil erschossen wurde, die übrigen starben an Erschöpfung. Einer der Beweise dieses Verbrechens ist das im Original erhaltene Totenbuch, das heute im Archiv des Museums aufbewahrt ist und von dem sich die Photoaufnahmen einiger Seiten in einem der Schaukästen befinden. Besondere Beachtung verdient die Rubrik, in der in Abständen von 8-10 Minuten fingierte Todesursachen und Todeszeiten eingetragen sind. Das KL Auschwitz war auch der Ort der Ausrottung von ungefähr 21 000 Zigeunern. Einer der Beweise dieses Verbrechens sind die von Häftlingen heraus-gestohlenen Evidenzbücher des Zigeunerlagers, von denen die Photokopien einiger Seiten in einem Schaukasten zu sehen sind.

Saal 3 (Erdgeschoss)

Der grösste Teil der im Lager Auschwitz zur Vernichtung bestimmten Juden kam mit der Uberzeugung ins KL Auschwitz, dass sie „zur Ansiedlung" im Osten Europas bestimmt seien. Besonders wurden die Juden aus Griechenland und Ungarn hintergangen, denen die Nazis nicht vorhandene Parzellen zum Bebauen von Landwirtschaften sowie Läden verkauften und ihnen Arbeit in fingierten Betrieben anboten. Daher brachten die zur Vernichtung ins Lager Geleiteten die kostbarsten Gegenstände ihrer Habe mit.

Die Entfernung, die die Verhafteten vom KL Auschwitz trennte, reichte bis zu 2.400 km. Diesen Weg legten sie meistens in plombierten und verdrahteten Güterwaggons zurück, ohne irgend welche Nahrung zu erhalten. Eingezwängt in den Waggons fuhren diese Menschen oftmals 7, sogar auch 10 Tage bis nach Auschwitz. So zeigte sich oftmals beim Öffnen der Türriegel im Lager, dass ein Teil der Deportierten, vor allem Greise und Kinder, tot war, die übrigen sich jedoch in einem Zustand äusserster Erschöpfung befanden. Diese Züge hielten auf dem Güterbahnhof von Oświęcim und seit 1944 auf einer speziell zu diesem Zweck erbauten Bahn-Ausladerampe in Birkenau, wo SS-Führer und SS-Ärzte eine Selektion unter den Eingetroffenen vornahmen und die Arbeitsfähigen ins Lager und die als arbeitsunfähig erklärten in die Gaskammern leiteten. Nach einer Erklärung von Rudolf Höss wurden etwa 70-75 % der Eingelieferten in die Gaskammern geleitet. In der Ausstellung befinden sich mehrere Original-photographien aus einem Album mit etwa 200 Aufnahmen, die ein SS-Mann 1944 während der Vernichtungsaktion der ungarischen Juden in Birkenau aufgenommen hat. Auf der Karte, die das Todeskombinat Auschwitz zeigt, sind mit roter Farbe die Stellen bezeichnet, an denen die Nazis Massenmord verübten: die Exekutionsstellen, die Gaskammern, die Krematorien sowie die Verbrennungsgruben und Scheiterhaufen.

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Saal 4 (Obergeschoss)

Zyklon B, im KL Auschwitz  Abb.: Dose mit Zyklon B-Kristallen, mit diesem Gift wurden die Menschen im KL Auschwitz vergast.

Auf dem Modell der Gaskammer und des Krematoriums II sind die in den unterirdischen Auskleideraum gehenden Menschen zu sehen. Sie sind ruhig, da die SS-Männer nach der Selektion allen versichert hatten, dass sie ein Bad erwarte. Es wurde ihnen befohlen, ihre Kleidung abzulegen, danach trieb man sie in den zweiten unterirdischen, ein Bad nachahmenden Raum. An der Decke waren Brausen angebracht, durch die jedoch niemals Wasser geflossen ist. In diesen Raum von 210 m² führte man ungefähr 2.000 Opfer. Nach Schliessung der Gaskammer-Türen schütteten SS-Männer durch einen Einwurf, der sich in der Decke befand, das Zyklon B in das Innere. Die Menschen starben im Laufe von 15-20 Minuten. Den Ermordeten brach man die Goldzähne aus, schnitt ihnen die Haare ab, nahm ihnen Finger- und Ohrringe ab, wonach man die Leichen zu den Krematoriumsöfen brachte, die sich im Erdgeschoss befanden, oder, wenn diese mit dem Verbrennen nicht nachkamen, auf Scheiterhaufen.

An den Wänden des Saales befinden sich 3 Photographien, die illegal im Jahre 1944 von einem der Häftlinge aufgenommen wurden. Sie stellen Frauen dar, die man in die Gaskammern trieb, sowie das Verbrennen von Leichen in Verbrennungsgruben. Das Zyklon B produzierte die Firma „Degesch" (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung), die aus dem Verkauf dieses Gases in der Zeit von 1941 bis 1944 fast 300 000 Mark einnahm. In Auschwitz allein verbrauchte man während der Jahre 1942-1943 ungefähr 20.000 kg Zyklon B. Nach den Worten des Kommandanten Höss brauchte man zum Töten von ungefähr 1500 Menschen 5 bis 7 kg des Gases. In den Lagermagazinen sind nach der Befreiung Haufen von leeren Büchsen von Zyklon B sowie auch Büchsen mit vollem Inhalt gefunden worden. In einem Schaukasten befinden sich neben den Kristallen des Zyklon B auch einige Dokumente, z.B. Fahrbefehle für Lastkraftwagen des Auschwitzer Lagers nach Dessau zum Abholen des Zyklons.

Saal 5 (Obergeschoss)

Die das Lager Auschwitz befreiende sowjetische Armee fand in den Magazinen ungefähr 7000 kg in Säcken verpackter Haare. Dies waren die Reste der Haare, da es der Lagerleitung nicht mehr gelungen war, sie in die im Inneren des Reichs gelegenen Fabriken, zu verkaufen und zu verschicken. Die im Institut für Gerichtliche Expertisen durchgeführte Analyse der gefundenen Haare wies auf, dass sich darin Spuren von Zyan Wasserstoff, einem spezifisch giftigen Bestandteil der Präparate mit dem Namen Zyklon, befanden. Aus dem Menschenhaar produzierten deutsche Firmen u.a. Haargewebe und Matratzen (Schaeffler AG). Die den Leichen der ermordeten Menschen ausgebrochenen Zähne schmolz man in Stäbe um und schickte sie ins SS-Sanitätshauptamt. Die Menschenasche benutzte man als Dünger oder man schüttete damit die umliegenden Teiche und Flussläufe zu.

Saal 6 (Erdgeschoss)

Die ganze von den Deportierten ins Lager gebrachte Habe wurde sortiert und für die Bedürfnisse der SS, der Wehrmacht und auch für die Zivilbevölkerung gelagert und dann in das Innere des III. Reichs gesandt. Um Gegenstände der in den Gaskammern Ermordeten bemühten sich auch die SS-Männer der Lagerbesatzung. Es sind Schreiben erhalten geblieben, in denen diese sich an den Kommandanten wandten mit der Bitte um Zuteilung von Kinderwagen und Säuglingsausstattungen und anderen Gegenständen. Trotz der ständig abgehenden Züge mit dem geraubten Gut waren die Magazine dauernd überfüllt, unter anderem stapelten sich auch Stösse von unsortiertem Gepäck.

Als die Sowjetarmee immer näher an Auschwitz heranrückte, wurden die Magazine schnell geleert und die wertvollsten Gegenstände wurden verlagert. Einige Tage vor der Befreiung steckten SS-Männer die Magazine in Brand, um die Spuren der Verbrechen zu verwischen. 30 der Baracken brannten ab, in den übrigen wurden nach der Befreiung tausende Paare von Schuhen, Kleidungsstücke, Bürsten, Rasierpinsel, Brillen, Prothesen u.v.a. vorgefunden.

BLOCK 5

In den einzelnen Sälen befinden sich Gegenstände, die nach der Befreiung gefunden wurden und aus der Habe der zum Tode verurteilten Menschen stammen. Es sind jüdische Gebetstücher, Schuhe, Koffer mit Namen und Anschriften von nach Auschwitz deportierten Juden, Schüsseln, Prothesen, Brillen, Bürsten und vieles andere mehr.

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BLOCK 6

Saal 1 (Erdgeschoss)

Koffer im KL Auschwitz  Abb.: Koffer ermordeter Menschen im KL Auschwitz

Ein Teil der Häftlinge von den im KL Auschwitz eingetroffenen Transporten wurde, ohne sie einer Selektion zu unterziehen, direkt ins Lager geleitet, wo die Mehrzahl infolge von Hunger, von Hinrichtungen, von über ihre Kräfte gehender Arbeit, von Strafen und den vernichtenden hygienischen Bedingungen ums Leben kam. Der Lagerführer erklärte ihnen am ersten Tage, dass „...sie in ein Konzentrationslager gekommen seien, aus dem es keinen anderen Ausgang gäbe, als nur durch den Krematoriumsschornstein".

In das Lager wurden auch die Wenigen aus den jüdischen Massentransporten geleitet, die die SS-Ärzte im Laufe der Selektionen als arbeitsfähig erklärt hatten. Den neu eingetroffenen Häftlingen nahm man ihre Kleidung und alle persönlichen Gegenstände fort, schnitt ihnen die Haare, unterzog sie der Desinfektion und dem Bad, bezeichnete sie dann mit Nummern und registrierte sie. Anfangs wurde jeder Häftling von drei Seiten photographiert und seit 1943 tätowiert. Das KL Auschwitz war das einzige Nazi-Lager, in dem den Häftlingen die Lagernummern eintätowiert wurden. Je nach dem "Grund der Verhaftung" wurden die Häftlinge mit Winkeln von verschiedener Farbe gekennzeichnet, die zusammen mit der Nummer auf die Häftlingskleidung genäht wurden. Ein Teil der Häftlinge trug rote Winkel, mit denen politische Häftlinge gezeichnet wurden. Jüdische Häftlinge erhielten einen Stern, der aus einem gelben Winkel und einem dem Haftgrund entsprechenden Winkel gebildet wurde. Mit schwarzen Winkeln wurden 'Zigeuner' und von den Nazis als 'Asoziale' behandelte Häftlinge gezeichnet. Bibelforscher bekamen violette Winkel, Homosexuelle rosa, und kriminelle Häftlinge grüne Winkel. Die dünne Häftlingskleidung, sogenannten "Zebra-Anzüge", schützte die Häftlinge niemals vor Kälte. Die Wäsche wurde im Abstand von vielen Wochen oder sogar Monaten gewechselt, und die Häftlinge hatten keine Möglichkeit, sie zu waschen. Dies trug zur Verbreitung von Krankheiten bei, insbesondere von Fleck- und Bauchtyphus sowie von Krätze.

Saal 2 (Erdgeschoss)

Während der ganzen Zeit des Bestehens des KL Auschwitz sind gegen 400 000 männliche und weibliche Häftlinge verschiedener Nationalität, sowjetische Kriegsgefangene, Erziehungshäftlinge, 'Zigeuner' und solche Häftlinge, die in Block 11 untergebracht waren und dem Polizeistandgericht bei der Gestapo in Kattowitz zur Verfügung standen, von der Evidenz erfasst worden. Die Zeiger der Lageruhr bemassen mitleidslos und monoton die Lebensdauer eines Häftlings. Vom Gong am Morgen bis zu dem am Abend, von einer Schüssel mit Suppe bis zur nächsten, vom ersten Appell bis zu jenem, an dem der Häftling als Leiche zum letzten Male gezählt wird.

Eine der Qualen im Lagerleben waren die Appelle, bei denen die Häftlingszahl nachgeprüft wurde. Sie dauerten manchmal einige und sogar viele Stunden (z.B. am 6. Juli 1940 insgesamt 19 Stunden). Die Lagerleitung ordnete oftmals Strafappelle an, in deren Verlauf die Häftlinge in der Hocke bleiben mussten, beziehungsweise kniend, und es kamen auch Fälle vor, dass man ihnen befahl, einige Stunden lang die Hände in die Höhe gestreckt zu halten.

Saal 3 (Obergeschoss)

Ausser den Hinrichtungen und den Gaskammern war auch die Arbeit ein erfolgreiches Mittel zur Vernichtung der Häftlinge. Häftlinge wurden in verschiedenen Wirtschaftsbereichen beschäftigt. Anfangs arbeiteten sie beim Ausbau des Lagers — beim Nivellieren des Geländes, dem Bau von neuen Blocks und Baracken, von Strassen und Abwässerungsgräben. Später begann in immer grösserem Ausmass die Industrie des "III. Reichs" die billigen Arbeitskräfte der Häftlinge auszunutzen. Die den Häftlingen auferlegten Arbeiten liess man oftmals ohne die kleinste Pause im Laufschritt ausführen. Das Arbeitstempo, die Hunger-Lebensmittelrationen sowie das dauernde Geschlagenwerden und die dauernden Schikanen vergrösserten die Sterblichkeit. Oftmals war auch der Arbeitsplatz der Platz des Todes für einen Häftling, der von einem SS-Mann oder seinem Gehilfen — einem der Funktionshäftlinge, die sich meist aus deutschen Kriminellen rekrutierten — getötet wurde. Während des Rück- marsches der Häftlingsgruppen (Kommandos) wurden die Getöteten oder die mit Schaufeln und Knüppeln verwundeten Häftlinge mitgeschleppt oder auf Schubkarren oder Wagen transportiert.

Zu den besonders schweren Arbeiten gehörte die Arbeit an der Walze, deren Modell sich in der Ausstellung befindet. Den Vorrang beim Erhalten von Häftlingen zur Arbeit hatte der deutsche Konzern IG-Farbenindustrie, der in Monowitz bei Oświęcim eine Fabrik für die Erzeugung von synthetischem Gummi und Benzin — die Bunawerke — errichtete. Die Mehrzahl der Nebenlager von Auschwitz wurde in Schlesien errichtet, in der Nähe von Hütten, Bergwerken und Fabriken. Die Häftlinge arbeiteten dort u.a. beim Abbau von Kohle, der Waffenherstellung und der Produktion chemischer Mittel.

Saal 4 (Erdgeschoss)

Der Wert der täglichen Häftlingsnahrung betrug ungefähr 1300 bis 1700 Kalorien. Zum Frühstück erhielt der Häftling etwa 1/2 Liter „Kaffee" oder Kräuteraufguss, zum Mittag gegen einen Liter fleischloser Suppe, oftmals aus verfaulten Gemüsen. Das Abendbrot bestand aus ungefähr 300-350 Gramm lehmigem Schwarzbrot, einer geringen Menge sogen. Zulagen (z.B. 20 g Wurst oder 30 g Margarine oder Käse) sowie Kräuterbrühe oder „Kaffee". Die schwere Arbeit und der Hunger trugen zu einer vollständigen Erschöpfung des Organismus bei. Die Häftlinge verfielen in die Hungerkrankheit, die oftmals mit dem Tode endete. Photoaufnahmen, die gleich nach der Befreiung gemacht wurden, stellen auf einer Tafel weibliche Häftlinge dar, die zwischen 23 und 30 kg gewogen haben.

Saal 5 (Erdgeschoss)

Man kann sich heute nur schwer die tragischen Szenen vorstellen, die sich täglich im Lager abspielten. Im Lager waren Künstler inhaftiert, die später versuchten, in ihren Werken die Atmosphäre „jener Tage" wiederzugeben. Es sind dies ihre Aussagen, die sie in künstlerischer Form niedergelegt haben. Die Sammlung des Museums enthält eine reiche Kollektion von Kunstwerken dieser Thematik.

Saal 6 (Erdgeschoss)

Unter den Häftlingen des KL Auschwitz waren auch Kinder, die gemeinsam mit den Erwachsenen in das Lager gebracht wurden. Vor allem waren es jüdische und Zigeunerkinder und auch polnische und russische Kinder. Die Kinder im Lager wurden genauso, wie die Erwachsenen behandelt. Die Mehrzahl der jüdischen Kinder starb in den Gaskammern sofort nach dem Eintreffen. Einige wenige wurden nach der Selektion in das Lager eingeliefert, wo sie dem gleichen Regime wie die anderen Häftlinge ausgesetzt waren. Einige der Kinder (z.B. Zwillinge) wurden für kriminelle Experimente verwendet. Die anderen mussten schwer arbeiten. Die in das Lager eingelieferten Kinder wurden registriert und häufig als politische Häftlinge gezeichnet. Im Saal sind Häftlingsphotographien von Kindern sowie Aufnahmen der von der Sowjetarmee befreiten Kinder zu sehen.

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BLOCK 7 — Erdgeschoss

Die Wohnverhältnisse, obwohl verschieden in den einzelnen Zeitabschnitten, waren immer katastrophal. Die ersten Häftlingstransporte schliefen auf auseinandergeworfenem Stroh auf dem Betonboden, später führte man Strohsäcke ein. In einem Saal, in dem nur mit Mühe 40-60 Personen untergebracht werden konnten, schliefen ungefähr 200 Häftlinge. Die später eingeführten dreistöckigen Pritschen verbesserten die Wohnbedingungen kaum. Auf einer Pritsche lagen meist je zwei Häftlinge. Zum Zudecken dienten Fetzen schmutziger Decken. Etwas bessere Wohnbedingungen hatten die Funktionshäftlinge, die in der Regel besondere Räume bekamen. Im Stammlager wohnte die Mehrzahl der Häftlinge in einstöckigen, gemauerten Blocks, dagegen in Birkenau in direkt auf die sumpfige Erde gestellten Baracken. Die im Masstab 1 : 1 angefertigte Teilansicht einer Baracke zeigt die primitiven Wohnverhältnisse in Birkenau.

Saal 6 (Obergeschoss)

Die Photoaufnahmen und Modelle von 2 Barackentypen in Birkenau — einer gemauerten und einer hölzernen — zeigen die Wohn- und sanitären Verhältnisse im Lager.

Saal 7 (Obergeschoss)

Das malarische Klima von Auschwitz, die schlechten Wohnverhältnisse, Hunger, ungenügende Kleidung, die keinen Schutz vor Kälte gewährte und lange Zeit über nicht gewechselt und nicht gewaschen wurde, Ratten und Ungeziefer trugen zum Entstehen von Krankheiten und Epidemien bei, die das Lager dezimierten. Die grosse Zahl von sich in den Krankenbau meldenden Kranken konnte wegen Uberfüllung nicht aufgenommen werden. Also führten die SS-Ärzte in Abständen Selektionen sowohl unter den Kranken und Rekonvaleszenten im Krankenbau, wie auch unter den Häftlingen in anderen Blocks durch. Schwache Häftlinge und solche, die keine Hoffnung auf schnelle Genesung versprachen, leitete man zum Vergasen oder man tötete sie im Krankenbau durch Phenolinjektionen direkt ins Herz. Deshalb nannten auch die Häftlinge den Krankenbau oftmals „Vorhalle des Krematoriums".

Ebenso wie in anderen Lagern unternahmen die SS-Ärzte auch im KL Auschwitz viele verbrecherische Experimente an Häftlingen. So führten z.B. Prof. Dr. Carl Clauberg und Dr. Horst Schumann Sterilisations-Experimente an Männern und Frauen durch, um eine schnelle Methode der biologischen Ausrottung der Slawen zu bearbeiten. Dr. Joseph Mengele unterzog, im Rahmen von genetischen und anthropologischen Untersuchungen, Zwillingskinder sowie Krüppel seinen Experimenten. In Auschwitz führte man auch verschiedene Typen von Versuchen der Anwendung neuer Medikamente und Präparate durch — man rieb die Epidermis der Häftlinge mit einer giftig wirkenden Substanz ein, führte Hautverpflanzungen durch usw. Hunderte von männlichen und weiblichen Häftlingen starben während dieser Experimente, und bei denen, die durchhielten stellte man ernsthafte Beschädigungen der Gesundheit fest oder auch dauernde Verstümmelungen.

BLOCK 11 „TODESBLOCK"

Todeswand im KL Auschwitz Abb.: Die so genannte Todeswand im KL Auschwitz

Der Hof zwischen Block 10 und Block 11 ist von zwei Seiten von einer hohen Mauer umgeben. Hölzerne Verschlage an den Fenstern von Block 10 sollten die Beobachtung der hier vorgenommenen Hinrichtungen verhindern. Vor der „Todeswand" haben SS-Männer viele tausende männliche und weibliche Häftlinge erschossen. Auf dem Hof von Block 11 verabfolgten die SS-Männer auch die Prügelstrafe sowie Pfahlbinden, was darauf beruhte, dass man den Häftling an den nach hinten ausgedrehten Armen aufhängte. Block 11 war von dem übrigen Lager vollkommen isoliert. In seinem Untergeschoss befand sich das Lagergefängnis. Es wird ebenso wie das Erdgeschoss von Block 11 als Reservat erhalten.

Erdgeschoss

Im ersten Raum rechts versahen die im Block diensttuenden SS-Männer ihren Dienst. In den nächsten Räumen rechts und links des Korridors waren die Polizeihäftlinge untergebracht, die auf das Urteil des Standgerichtes warteten, das von Kattowitz in das KL Auschwitz kam und im Laufe einer 2-3 stündigen Sitzung (im ersten Raum links) oftmals bis zu 100 Todesurteile fällte. Die Verurteilten führte man vor die „Todeswand" zur Hinrichtung. Vor dem Erschiessen mussten sich alle in den Waschräumen (in der Mitte des Korridors) entkleiden, in denen man auch, wenn die Zahl der Verurteilten klein war, die Hinrichtung vollzog. Das Strafsystem, das von der SS in den Nazi-Konzentrationslagern angewandt wurde, war eines der Fragmente des Plans, der mit Vorbedacht durchgeführt wurde, um die Häftlinge zu vernichten. Der Häftling konnte für alles bestraft werden. Häftlinge wurden für das Abreissen eines Apfels bestraft, für die Verrichtung ihrer Notdurft während der Arbeitszeit, für das Ausreissen eines eigenen Goldzahnes z.B. zum Tausch gegen Brot oder — der Meinung eines SS-Mannes nach — für zu langsames Arbeiten.

Häftlinge wurden bestraft; mit Prügeln, mit Aufhängen an speziellen Pfählen, mit Einsperren im Kellergeschoss von Block 11, durch besondere Strafarbeit, mit Strafübungen, mit Stehen ohne Bewegung, oder durch die Einreihung in Strafgruppen. In der Ausstellung befindet sich ein Originalbock zur Prügelstrafe und ein Pfahl zum Aufhängen der Häftlinge, sowie ein tragbarer Galgen, an dem Hinrichtungen vorgenommen wurden. Die zu Strafgruppen geleiteten Häftlinge erhielten kleinere Lebensmittelrationen und wurden zu den schwersten und erschöpfendsten Arbeiten gezwungen.

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Untergeschoss

Im September 1941 wurde hier ein Vergasungsversuch zur Tötung von Menschen mit Zyklon B durchgeführt. Dabei starben etwa 600 sowjetische Kriegsgefangene und 250 kranke Häftlinge aus dem Haftlingskrankenbau. In den sich in den Kellern befindenden Zellen sperrte man Häftlinge des Lagers sowie Angehörige der Zivilbevölkerung ein, die im Verdacht standen, Kontakte mit Häftlingen oder Hilfe bei Fluchten geleistet zu haben. Häftlinge, die zum Hungertod für die Flucht eines Kameraden verurteilt waren, oder auch all diejenigen, die die SS-Männer für schuldig hielten, die Lagervorschriften übertreten zu haben und gegen die man Untersuchungen führte. Die Lagerführung führte in den Zellen zeitweise Selektionen durch und Häftlinge wurden erschossen, oder man steckte sie in die Strafkompanie.

Im Kellergeschoss kann man drei Typen von Zellen besichtigen. Die meisten sind gewöhnliche Zellen, in denen sich die Häftlinge während der Untersuchung befanden. Zelle Nr. 18 ist eine der Zellen, wo man zum Hungertod verurteilte Häftlinge einsperrte. 1941 inhaftierte die Lagerführung hier u.a. den polnischen Ordensgeistlichen Pater Maksymilian Kolbe, der das Leben eines Mithäftlings rettete und für ihn den Tod erlitten hat. Zelle Nr. 20 war eine Dunkelzelle, in der Todesfälle in Folge von Erstickung wegen Luftmangels vorkamen. In der Zelle Nr. 21 sind Zeichnungen erhalten, die von einem der darin eingesperrten Häftlinge stammen. In Zelle Nr. 22 befinden sich 4 kleine Strafbunker von der Grösse von 90 x 90 cm, in denen je vier Häftlinge eingesperrt wurden, denen eine besondere Strafe zugedacht war.

Widerstand

Trotz der schweren Lebensbedingungen, dem dauernden Terror und der Gefährdung, organisierten die Häftlinge im Lager eine Untergrundbewegung gegen die SS. Sie zeigte sich in verschiedenen Formen. Das Anknüpfen von Kontakten mit der polnischen Bevölkerung, die in der Nähe des Lagers wohnte, ermöglichte das Schmuggeln von Paketen mit Lebensmitteln und Medikamenten ins Lager. Aus dem Lager übermittelte man Nachrichten über die begangenen Verbrechen, es wurden Namenlisten von Häftlingen und von SS-Männern hinausgeschickt sowie Beweise der Verbrechen.

In der Ausstellung befinden sich zahlreiche Photokopien von Auschwitz-Kassibern der Widerstandsbewegung im Lager. Alle diese Sendungen wurden in häufig besonders zu diesem Zweck vorbereiteten Gegenständen verborgen, und die Korrespondenz zwischen dem Lager und den Zentren der Widerstandsbewegung in Polen war chiffriert. Grosse Aufmerksamkeit schenkte die geheime Organisation dem Kampf gegen die kriminellen Häftlinge, die verschiedene Funktionen ausübten, die ihnen von der SS anvertraut worden waren. Dieser Kampf zielte darauf ab, diejenigen Häftlinge von ihren Posten zu entfernen, die blind mit den SS-Männern zusammenarbeiteten, und an ihre Stelle politische Häftlinge einzuführen.

Im Lager wurden auch Aktionen der Häftlingsselbsthilfe und eine Aufklärungsarbeit für die internationale Solidarität gegen den Hitlerismus geführt, sowie eine kulturelle Tätigkeit, die auf konspirativen Diskussionen und Zusammenkünften beruhte. Es wurden nationale Dichtungen rezitiert und illegale Gottesdienste gehalten. Im Lager entstanden auch Gedichte, und es entwickelte sich sogar ein illegales künstlerisches Schaffen.

Appellplatz

Während der Appelle prüften die SS-Männer den Zahlenstand des Lagers. Hier wurden auch öffentliche Hinrichtungen an einem tragbaren Galgen oder an dem Sammelgalgen vollzogen, dessen Rekonstruktion heute wieder auf dem Appellplatz steht. Am 19. Juli 1943 erhängten SS-Manner an diesem Galgen 12 polnische Häftlinge für das Unterhalten von Kontakten mit der Zivilbevölkerung und Hilfeleistung bei der Flucht von drei Mithäftlingen.

Krematorium und Gaskammer

Krematarioum I, KL Auschwitz I  Abb.: Krematarioum I, KL Auschwitz I

Der grösste Raum im Krematorium war die Totenhalle, die zu einer provisorischen Gaskammer umgebaut wurde. Hier tötete man in den Jahren 1941 und 1942 die sowjetischen Kriegsgefangenen und Juden aus den Ghettos, die die Nazis in Oberschlesien angelegt hatten. In dem anderen Teil des Gebäudes befinden sich zwei von ursprünglich drei mittels erhaltenen deutschen Originalmetallelementen rekonstruierte Krematoriumsöfen, in denen im Verlauf eines Tages etwa 350 Leichen verbrannt wurden. In jeder Retorte wurden jeweils zwei oder drei Leichen verbrannt. Das Krematorium baute die Firma Topf und Söhne aus Erfurt, die auch in den Jahren 1942 und 1943 die Krematoriumsöfen in den vier Krematorien in Birkenau installierte. Der Name der Firma ist auf einigen der Eisenelemente der Öfen sichtbar. In Betrieb war das Krematorium in den Jahren 1940-43.

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DAS KL AUSCHWITZ-BIRKENAU

Baracken, KL Auschwitz II Birkenau Abb.: Das Innere einer Häftlingsbaracke, KL Auschwitz II Birkenau

In einer Entfernung von etwa 3 km vom Stammlager befand sich — auf dem Gebiete des Dorfes Brzezinka — ein zweites Lager — das KL Auschwitz II — Birkenau. Das Gelände dieses Lagers betrug ungefähr 175 ha und war mit über 300 Baracken bebaut. Nicht alle haben bis zur heutigen Zeit überdauert. Fast vollständig haben sich nur 45 gemauerte und 22 hölzerne Baracken erhalten. An den Stellen der verbrannten oder zerstörten Baracken stehen heute die Kamine, und die Umrisslinien bezeichnen die Stellen, die die einzelnen Baracken einnahmen und ihre Grösse und Zahl kenntlich machen.

Das Lager Birkenau war in einige Bauabschnitte und Felder eingeteilt die die einzelnen Lager bildeten (siehe den ausführlichen Plan). Die Zahl aller männlichen und weiblichen Häftlinge erreichte im August 1944 gegen 100 000. Die Plagen des Lagers waren das Fehlen von Wasser, die katastrophalen hygienischen und sanitären Verhältnisse sowie die Riesenmenge von Ratten. Auf dem Gelände von Birkenau errichteten die Nazis die grösste Anzahl von Vernichtungs- einrichtungen, nämlich Krematorien mit Gaskammern, zwei provisorische Gaskammern in zu diesem Zweck umgebauten Bauernhäusern sowie Verbrennungsgruben und Scheiterhaufen. Das Gelände des ehemaligen Lagers Birkenau ist gemäss der Richtungsweiser zu besichtigen, die über das ganze Gebiet führen. Man kann die Besichtigung mit dem Anhören von Informationen beginnen (Schallplatten in 12 Sprachen) abgespielt auf dem Turm der Hauptwache der SS, von wo das Panorama dieses allergrössten Vernichtungslagers ausgezeichnet sichtbar ist.

Gerade gegenüber befindet sich die Eisenbahn-Ausladerampe, wohin der grösste Teil der Züge mit den aus Ungarn nach Auschwitz deportierten Juden geleitet wurde. In Birkenau kann man Häftlings-Wohnbaracken besichtigen, die im Originalzustand erhalten sind. Die gemauerten Baracken sind auf der linken Seite der Ausladerampe gelegen. Diese Baracken baute man ohne Fundamente, indem man sie einfach auf das sumpfige Gelände stellte. Die Mehrzahl der Baracken besass keinen Fussboden, sondern nur festgestampfte Erde, die sich oftmals in Morast verwandelte. In den gemauerten Baracken befanden sich weibliche Häftlinge, die in dreistöckigen Kojen, auf verfaultem, vermorschten Stroh schliefen. Auf gleicher Höhe lagen ungefähr 8 Personen.

Die Holzbaracken (rechts von der Ausladerampe) waren Pferdeställe für 52 Pferde, in denen nur mit kleinsten Veränderungen bis zu 1000 Häftlinge untergebracht wurden. Durch die Baracke verliefen Rauchabzüge, der abziehende Rauch sollte den ganzen Innenraum heizen. Am Ende der Ausladerampe befinden sich die Ruinen von 2 Krematorien und Gaskammern, die von den sich zurückziehenden SS-Männern in die Luft gesprengt worden waren, um die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. In den erhaltenen Ruinen kann man deutlich die unterirdische Kleiderablage unterscheiden, wo sich die zum Tod in den Gaskammern Verurteilten entkleideten, sowie an der Oberfläche die Spuren von 5 Krematoriumsöfen — 5 Erdtrichten von den Öfen selbst und von den Schienen, auf denen die Leichen angefahren wurden. Das Krematorium Nr. IV wurde zum Teil während des Aufstands am 7. Oktober 1944 von jüdischen Häftlingen zerstört. Zwischen den Ruinen der Krematorien Nr. II und Nr. III befindet sich das Internationale Mahnmal zur Ehre der Opfer von Faschismus und Vernichtung in Auschwitz, das im April 1967 feierlich enthüllt worden ist.

Quelle: Broschüre des Staatlichen Museums Oświęcim. Kazimierz Smoleń, Oświęcim 1991

Leo Diament aus Gelsenkirchen - Aufstand im KZ Auschwitz am 7. Otober 1944

Am 7. Oktober 1944 kam es zu einem bewaffneten Aufstand der Sonderkommandos in Krematorium III/IV. Davor hatte es bereits zumindest einen gescheiterten, ähnlichen Plan gegeben. Dieses Mal hatten weibliche Gefangene Sprengstoff aus einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und das Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört. Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber alle 250 Flüchtigen wurden von den Bewachern kurz darauf gefasst und getötet. In der Folge wurden 451 Häftlinge ermordet, von denen nur ein geringer Anteil selbst aktiv beteiligt gewesen war.

Am 10. Oktober 1944 wurden drei Galgen auf dem Paradeplatz des Lagers errichtet. In dieser Nacht wurde mehr als 10.000 Gefangenen befohlen, sich davor zu versammeln, während der Regen auf ihre kahl geschorenen Köpfe fiel. Drei Gefangene wurden im grellen Licht der Suchscheinwerfer herausgebracht. Es waren Jack Grossfeld, ein Medizinstudent aus Krakau, Nathan Weissman, ein Jurastudent aus Lodz und Leo Yehuda Diament aus Gelsenkirchen, der 22-jährige Bruder von Fred Diament. Leo Yehuda Diament aus Gelsenkirchen wurde als Letzter getötet. Bevor der Henker die Kiste unter seinen Füssen wegzog, schrie er:

"Mut, Kameraden! Wir sind die letzten Opfer. Es lebe die Freiheit!"

Sie waren bei dem Versuch erwischt worden, Kontakt zu polnischen Partisanen aufzunehmen, die ihnen hätten helfen können, einen Massenausbruch aus Auschwitz zu organisieren. Sie waren sechs Wochen vor diesem Tag in dem notorischen Block 10, dem Folterbunker, festgehalten worden, hatten aber nichts von ihrem Plan verraten. Elli Wiesel schrieb später in seinem Buch "Die Nacht, Erinnerungen und Zeugnis": "An diesem Abend schmeckte die Suppe nach Leichen".

Lagepläne des KL Auschwitz I und Auschwitz II Birkenau

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Lageplan KL Auschwitz I Lageplan KL Auschwitz II Birkenau

Bilder und Pläne: Staatlichen Museums Oświęcim (Auschwitz), 1991

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Andreas Jordan, August 2009

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