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Zwangsarbeit in Gelsenkirchen - Italienische Militärinternierte (IMI)

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Amedeo Mentrelli, Zwangsarbeiter in Gelsenkirchen

Amedeo Mentrelli 1941 in Messolungi, Griechenland.Amedeo Mentrelli 1941 in Messolungi, Griechenland. Er war dort Soldat im 11. Infanterie-Regiment "Casale", III. Battalion, 9. Kompanie

Amedeo Mentrelli wurde am 27. Juni 1911 in Vigarano Mainarda bei Ferrara in Italien geboren. Am 8. September 1943 geriet er in Missolungi in Griechenland in deutsche Gefangenschaft. Die italienischen Soldaten, die sich weigerten, weiter auf der Seite der Faschisten zu kämpfen, wurden zur Verrichtung von Zwangsarbeit in der Kriegswirtschaft nach Gelsenkirchen deportiert.

Mit dem Näherrücken der Front kurz vor Ostern 1945 wurden auch die Insassen der Zwangs- arbeiterlager im Werk Orange am 30. März 1945 in Richtung Osten "evakuiert". Nach wenigen Kilometern gelang Amedeo Mentrelli zusammen mit Kameraden die Flucht, am 7. April wurden sie endgültig von den US-Truppen befreit. Er kehrte im August 1945 in seine Heimat zurück.

Amedeo Mentrelli starb an den Folgen der in deutscher Gefangenschaft erlittenen Unter- ernährung am 25. August 1946 in Ferrara, Italien.

Stalag VI F, Bocholt

Amedeo Mentrellis Erkennungsmarke aus dem Stalag VI F, BocholtAmedeo Mentrellis Erkennungsmarke aus dem Stalag VI F, Bocholt, Häftlings-Nr. 62110

Als Stalag bezeichnete die Wehrmacht Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager, d.h. Lager für Unteroffiziere und Mannschaften. Ein Stalag bildete eine Art Basislager und verfügte oft über bis zu 300 Arbeitslager bzw. Arbeitskommandos, die teilweise weit voneinander entfernt lagen.[1] Die Verteilung der Zwangsarbeiter auf die Zweiglager erfolgte in direkter Absprache mit den jeweiligen Arbeitsämtern, denen die Zwangsarbeiter-Anforderungen der Betriebe vorlagen.

Die Stammlager waren nach den Wehrkreisen und ihrer Entstehung nummeriert. Stalag VI F war demnach Lager "F" im Wehrkreis VI (Münster). Im September 1943 wurde Amedeo Mentrelli zunächst in das Stalag VI F in Bocholt interniert, dann wurden er und viele andere weiter zum Zwangsarbeitseinsatz nach Gelsenkirchen verbracht. Die Italienischen Militärinternierten wurden auf verschiedene Arbeitskommandos/Zweiglager im Stadtgebiet Gelsenkirchens verteilt. Verwaltungsmäßig bildeten diese Zweiglager mit dem Stammlager in Bocholt eine Einheit. Amedeo Mentrelli war zunächst im Arbeitskommando 1309 I (Gelsenberg Benzin AG, Gelsenkirchen-Horst, Am Kanal) eingesetzt. Danach mußte er weitere 18 Monate im Arbeitskommando 1326 (Werk Orange, Dortmunder Union Brückenbau AG) Zwangsarbeit verrichten.

→ Weitere Fotos und Dokumente aus dem Nachlass von Amedeo Mentrelli

Die Italienischen Militärinternierten (IMI)

Italienischer Militärinternierte war die deutsche Bezeichnung für diejenigen italienischen Soldaten, die von September bis November 1943 nach Abschluss des Waffenstillstandes zwischen Italien und den Alliierten von deutschen Truppen festgenommen und entwaffnet wurden. Mit diesem neu geprägten Begriff war die Wehrmachtsführung in der Behandlung der Gefangenen völlig frei. Die Betreuung durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz war wirkungsvoll verhindert, weil die italienischen Militärinternierten somit offiziell keine Kriegsgefangenen waren.

Letzter Urlaub 1943, Amedeo Mentrelli mit Frau vor dem Bahnhof in ForliLetzter Heimaturlaub vor der Gefangennahme durch die Wehrmacht 1943. Amedeo Mentrelli und Lidia vor dem Bahnhof in Forli.

Nachdem der faschistische Diktator Mussolini im Juli 1943 gestürzt worden war, schloss die neue italienische Regierung unter Marschall Badoglio am 8. September 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten und schied aus dem Bündnis mit Deutschland aus. Daraufhin nahm die Wehrmacht alle italienischen Soldaten gefangen.

Zwar hatte die Wehrmacht ursprünglich geplant, diese Soldaten als Kriegsgefangene nach den Vorschriften der Haager Landkriegsordnung (HLKO) zu behandeln, aber auf Befehl Hitlers vom 20. September 1943 wurde der neue Status des Militärinternierten geschaffen. Dieser Status diente dazu, den ehemals verbündeten Soldaten den Status von Kriegsgefangenen zu verweigern, der sie unter den Schutz des III. Genfer Abkommens von 1929 über die Behandlung der Kriegsgefangenen gestellt hätte. Deutschland behandelte die Militärinternierten jedoch als Kriegsbeute. Rund 600.000 Militärinternierte (IMIs) wurden in die Lager im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten verschleppt und zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Auf der politisch-rassistisch Diskriminierungsskala der Nationalsozialisten waren die ehemaligen Verbündeten nun plötzlich ganz weit unten angesiedelt; die deutsche Bevölkerung beschimpfte sie u.a. als "Verräter", "Itaker" und "Badoglios". Den Deutschen fehlte jedes Verständnis dafür, dass die internierten ehemaligen Verbündeten gleiche Rechte wie die anderen gefangenen Soldaten beanspruchen könnten. In den Augen der Bevölkerung und der Bewacher waren die Italiener "Verräter, die keine Schonung verdienten", den IMI schlug von deutscher Seite "eisige Ablehnung und Verachtung" entgegen. Schon in den Stammlagern wurden die IMI auf jede erdenkliche Art und Weise gedemütigt. Das setzte sich dann in den Betrieben, wo sie zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, entsprechend fort. Auch hier waren die IMIs den brutalen Übergriffen und Mißhandlungen durch ihre Bewacher [2], durch die Vorarbeiter und auch von Seiten der Bevölkerung hilflos ausgesetzt. Ende 1943 faßte der Sicherheitsdienst der SS die Volksmeinung zusammen: "Eine humane und entgegenkommende Behandlung wird von der deutschen Bevölkerung nicht verstanden und abgelehnt."

Die italienischen Militärinternierten wurden durch eine erbarmungslose Ausbeutung ihrer Arbeitskraft, Nahrungsmittelentzug und fehlende medizinische Betreuung teilweise sogar schlechter behandelt als die sowjetischen Kriegsgefangenen. Die Lebensbedingungen in den Barackenlagern waren unmenschlich: Hunger, Zwangsarbeit, Krankheiten und Bombenangriffe kosteten Zehntausenden das Leben. Die Rüstungsindustrie dagegen profitierte von diesem neuen Arbeitskräfte-Reservoir.

Statuswechsel

Mussolini unternahm mehrere Versuche, sich für die Militärinternierten einzusetzen. Dass mehr als eine halbe Millionen Italiener in deutschen Lagern unter erbärmlichsten Bedingungen Zwangsarbeit leisteten, machte seine Republik von Salò unglaubwürdig, die offiziell noch die deutsch-italienische Allianz aufrechterhielt. Hitler stimmte schließlich bei einem Treffen der beiden Diktatoren am 20. Juli 1944, dem Tag des Stauffenberg-Attentats, einem Statuswechsel zu.

Amedeo Mentrelli in Rodi, Italien, 1932Amedeo Mentrelli in Rodi, 1932

Im Sommer/Herbst 1944 wurde dann der Statuswechsel vollzogen, die IMI wurden in ein "Zivilarbeitsverhältnis" überführt.[3] Sie blieben aber dennoch und gezwungenermaßen "dienstverpflichtete Arbeiter bei der Wehrmacht".[4] Ihre weitere "Behandlung" übernahmen die Arbeitsämter und die Gestapo. Für die einzelnen Menschen in den Betrieben war das ganze letztlich nur ein Etikettenschwindel, sie lebten zwar als Zwangsarbeiter teilweise auch außerhalb der Lager, waren aber Gefangene in Deutschland. Für die Männer, die in den Internierungslagern verblieben, änderte sich praktisch nichts.

Unternehmen und Betriebe, in denen die italienischen Gefangenen arbeiten mussten, begrüßten die Überführung in den Zivilstatus. Sie konnten nun den Lohn an die Arbeitsleistung koppeln und hatten dadurch größeren Einfluss auf die Leistung der Zwangsarbeiter als vorher. Vor allem aber konnten sie nun mit der Einweisung in ein Arbeitserziehungslager drohen. Für die Internierten war der Zivilstatus mit der Möglichkeit zum Ausgang verbunden, der für das Organisieren von Lebensmitteln wichtig war. Die Internierten unterlagen jedoch weiter der Kontrolle der Gestapo und anderer Behörden.

Etwa 45.000 italienische Militärinternierte verloren ihr Leben, etwa 20.000 in den Lagern, rund 5.400 im östlichen Operationsgebiet des Heeres, ca. 13.300 beim Untergang von Gefangenentransportern, 6.300 wurden ermordet. Das sind etwa 7,5 Prozent der Gesamtzahl, die tatsächliche Zahl kann zwar nicht mehr festgestellt werden, liegt aber wahrscheinlich höher. Eine im Einzelnen unbekannte Zahl von Militärinternierten starb bei Massakern, die fanatisierte Anhänger des Nationalsozialismus in dessen Endphase inszenierten, u.a. in Pothoff, Unterlüß, Liebenau, Hildesheim, Kassel und Treuenbrietzen.

Heute betrachtet die Bundesregierung diesen Statuswechsel von 1944 aufgrund eines fragwürdigen juristischen Gefälligkeitsgutachtens als nicht wirksam. Die Folge: Etwa 100.000 Überlebende gelten weiterhin als Kriegsgefangene und bleiben damit, wie alle Kriegsgefangenen, von den Zahlungen nach dem Stiftungsgesetz ausgeschlossen. Vor Berliner Gerichten klagen Betroffene gegen diese Verweigerung der ihnen ursprünglich zugesagten Entschädigung.[5]

In der öffentlichen Erinnerung in Deutschland und Italien sind die IMIs bis heute fast vergessen.

Zwangsarbeit in Gelsenkirchen

Liste des Arbeitsamtes Gelsenkirchen, darin aufgeführt das Arbeitskommando 1326 Liste des Arbeitsamtes Gelsenkirchen, darin aufgeführt das Arbeitskommando 1326

Amedeo Mentrelli war im Werk Orange in Gelsenkirchen eingesetzt, ein weiterer Hinweis auf seinem Tagebuch: Campo 1326, Gelsenkirchen. Die Dortmunder-Union-Brücken- bau AG (Werk Orange)[6] unterhielt eigene Unterkünfte für die von ihr eingesetzen Zwangsarbeiter. Unter der Adresse Im Stadthafen 81, (Werksgelände) waren neben 68 italienischen (IMI) und 53 französischen Kriegsgefangene 26 russische "Ostarbeiter", darunter 11 Frauen, 1 Ostarbeiterin aus der Ukraine, 17 Serben, 15 Kroaten, 5 Bulgaren und 2 Polen eingesetzt, weiterhin als so genannte "Westarbeiter" 99 Franzosen, 13 Holländer und 11 Belgier. Weitere 164 italienische Militärinternierte hatte die Dortmunder-Union-Brückenbau AG in der Bismarckschule an der Caubstrasse 25 untergebracht. [7]

Werk Orange im Gelsenkirchener Stadthafen, September 1944

Markierung: Werksgelände der Dortmunder Union Brückenbau AG, Werk Orange im Industriehafen Gelsenkirchen. Oben in der Markierung liegt das Zwangsarbeiterlager, in der Mitte ein Feuerlöschteich (Luftbild v. 12.9.1944)

Halle auf dem Werksgelände von Orange

Werkshalle auf dem Betriebsgelände der Dortmunder Union Brückenbau AG. Im Hintergrund ist der Turm von der evangelischen Kirche in Heßler zu erkennen

Dieses Foto zeigt die o.g. Halle von Innen, hier mußte Amedeo Mentrelli Zwangsarbeit verrichten

Dieses Foto zeigt die o.g. Werkshalle von Innen, hier mußte Amedeo Mentrelli mit anderen Internierten Zwangsarbeit verrichten

Auszüge aus dem Tagebuch von Amedeo Mentrelli

Amedeo führte TagebuchDas Tagebuch von Amedeo Mentrelli: Matricola (Registriernummer) 62110, Campo (Lager) 1326, Gelsenkirchen

15.3.1945 Come sempre nelle ore! Anche oggi nella giornata provo come sempre, soprattutto nelle ore trascorse nel rifugio, tale sensazione indescrivibile. Quando tutto in un tratto si sente qualche sgancio, mi sento prendere la mano, malgrado che la tenessi sotto il mio pastrano e qualcuno si mette a cantare una canzone, vecchia ma molto bella, la sua melodia non si dimentica e le sue parole sono piaciute a tutti. A questo punto voglio fermare il mio pensiero per poter fare qualche appunto per poi guardare quando avrò una certa età, ma anche per tutti, per impedire queste cose.

Vorrei descrivere come siamo composti in questa piccola baracca. Siamo in sette, ognuno abbiamo un carattere e un sentimento diverso e per quanto egoisticamente, in confronto ai miei amici sono diverso da loro tutti. Tutt’ora che tengo 34 anni, il mio spirito e morale è al pari di loro. Spesso il pensiero è su, alla persona lontana e cara come la mia vita, alle sue lunghe lettere, al poco che abbiamo vissuto e conosciuto, sperando che finisca presto per riprendere quella felicità. Come uomo ho fatto tanti passi e cercato di tenere lontano il troppo distacco che c’era e che divide tra noi. Penso anche alle ore belle trascorse in compagnia e il pensiero va sempre così lontano e non so spiegarmi, per tanto che cerco di impegnarmi, ma ogni cosa che faccio e che abbia pure soddisfazione ma nulla mi fa passare dalla mente, oggi più che mai mi sento il grande desiderio di essere vicino a te. Oggi solo nella mia baracca mentre tutti sono al rifugio guardai le foto, ti ho visto sorridere e mi sembra che mi dicessi come al solito, come quando mi contraddici: Amedeo perché non mangi, non guardare a me se io non mangio, quando sono vicino a te non so altro che guardare e pensare che partirai e andrai lontano, a come siamo felici, vorrei essere sempre vicini così.

In questo periodo che sto trascorrendo in terra di Germania tante cose ho passato e ho visto. Il primo periodo, i primi mesi, li passai alla fabbrica di Benzina dove lavoravo al montaggio dei (gasogini ?). Le ore erano lunghe e pesanti, ma con tanta rassegnazione affrontai ogni disagio. Il pranzo consisteva in una gamella di cavoli acidi o pure rape, il pane era 300 grammi, il lavoro era troppo duro tra il freddo, ma ero abituato. Tutto il contrario di quello che facevo in prigionia. Quelle ore erano dure e faticose, ma ero sempre armato di forza e di coraggio. Veramente questo soggiorno seppi affrontarlo con sangue freddo, e con diversi amici abbiamo migliorato le nostre condizioni e appunto ora ci siamo sistemati magnificamente in una piccola baracca dove io e un altro compagno d’armi, o di sventura, collaboriamo a vicenda. Qualche lavoretto ci riesce discreto, ma la soddisfazione di lavoro è nulla, certo che nessuno dice snell e……..(parole indecifrabili).

Come sempre nelle mie cose vorrei principiare e finire, ma non ci sono mai riuscito. Parto sempre con il cuore rivolto ad un pensiero fisso di perdere ogni mio pensiero di affetto e di ricordare qualche data incisa su piccoli fatti nel breve soggiorno della licenza del 2.3.43. Il 31.1.1944 ebbi la prima lettera da Lidia che portava la data del 30.11.43….

[...di seguito sono state trascritte alcune lettere scritte da Lidia, dalla sorella (7.7.44 e 10.10.44), dalla nipote (17.1.44), da un amico Nerio, giovane Ufficiale, prigioniero in Africa (23.4.1943 XXI), da un commilitone Ventisette Ivan (11.2.44)]

19.3.1945 Alle ore 4,22 - grande bombardamento su varie fabbriche fra la quale pure la nostra che prese una grossa bomba nel rifugio. Rimasti feriti due russi. Questi pochi minuti che subiamo il bombardamento sono molto neri, oggi giornata molto quieta, è piena di avvenimenti. Speriamo solo che finisca presto.

Ordini e contro ordini, così la partenza è rimandata, in queste poche ore ho assistito a scene indescrivibili, ho visto qualche nascondiglio, che per la guerra che abbiamo in corso, ora è niente, ma questa povera gente pure di essere liberi tentano la sorte mettendo la vita contro la morte, a quante angosce ho assistito in queste poche ore che sembrava che si partisse.

Tra gli esclusi dalla partenza c’ero io e il calzolaio e un addetto ai cavalli. La moglie del calzolaio era tra le partenze, ma lei tutto ad un tratto si butta dentro una casa diroccata aspettando poi la liberazione. Poi tutto il contrario, tutte le donne restano e noi tutti si parte e il posto della calzolaia l’occupa il marito!

30 marzo 1945 – partenza di tutti, dopo circa 4 Km di strada ci siamo dati alla fuga, per circa 4 sigarette quello addetto a noi ci ha lasciati liberi. La prima volta dalla fuga c’era un poliziotto che ci vide e cominciò a chiamarci , appena si accorse che c’ero io e i miei amici ci guardò con un sorriso e le lacrime agli occhi e disse: Ah siete voi! E tornò indietro molto mortificato. Questo poliziotto ci ha sempre voluto bene, quante volte andai a casa sua a mangiare. Per Natale ebbe la sfortuna di morirci un figlio in guerra, appena 18 anni. Da noi ebbe i primi conforti di condoglianze.

La nostra partenza ha lasciato il più profondo dolore da parte delle donne. Ogni sera si ballava, in questa baracca eravamo in 6 amici, si suonava la chitarra e il mandolino così si manteneva un’allegria grande, noi come cariche speciali si aveva di tutto, ogni ben di Dio si aveva, perciò eravamo allegri, il mondo si pigliava molto bene.

Tutte le donne ci baciavano con le lacrime agli occhi.

Abbiamo poi raggiunto questo posto per mezzo del nostro amico (Marinoni?) che per 13 mesi ha prestato servizio in questo magazzino, ora siamo nelle scuole tra donne Russe . Si dorme tutti nella stessa stanza. Come prima notte dalle 8 alle 7 del mattino, causa il fuoco d’artiglieria, per dormire si tirò avanti alla meglio. L’Artiglieria tutta notte sparò sopra alla fabbrica dove per 18 mesi ho prestato servizio, qui si dice che siamo accerchiati. Domani Pasqua, 1° aprile 1945. Mentre sto scrivendo sono le 12 e 15 minuti e si sentono grandi raffiche di mitragliatrice e si odono voci che hanno visto diversi soldati in ritirata senza fucile, con volti stanchi e mal vestiti.

1.4.1945 Pasqua. Oggi giornata molto bella, il fronte si trova a circa 3km, si sente grande sparatoria di fucili e mitraglia. Giornata molto bella e allegra, per diverse ore abbiamo sistemato una stufa, si cucinò carne e patate. Nel frattempo c’erano pure 2 signorine, si tenne grande conversazione e si guardò le foto, malgrado il tedesco non si sappia parlare, ma qualche risata si fece. Di queste due signorine Russe, una era incinta, il suo marito era scappato dalle carceri in questi giorni del fracasso, l’altra un tipo bello, ma quasi ambiziosa della sua bellezza, di nome Catia. Alle 3 si pranzò con molta allegria, dopo si fece conversazione con chitarra e canto, però questa cantina non è troppo sicura. Qui siamo quasi capitalisti, nulla per il mangiare ci manca.

Alle 7 di sera tutto in un tratto un russo entrò e disse Correte in strada ci sono gli Americani. Tutti si corse senza pensare che fosse un pesce d’Aprile. Dopo insieme al camerata (Luzzara, Lughera?) siamo andati su alla casa che per la sua altezza sembrava un piccolo osservatorio. Si vede il fronte benissimo. Tra queste macerie si trovò un crocefisso in parte era rotto, si mise appoggiato su ai travi e si recitarono le preghiere, rammentando il passato e i nostri cari lontani. Di nuovo alla sera si riprese la solita conversazione con chitarra e diverse signorine si cantavano ritmi allegri e canzoni Russe, Volga Catuscia ecc ...

Il nostro ritrovo è quello che ha dato vita a molti. Tutti corrono qui.

7.4.1945 Dopo lunga attesa alle ore 2 del pomeriggio sono arrivati gli americani in (Sanca March ?). L’attesa di noi tutti per essere liberati era grande. Finalmente si vedono le diverse camionette Americane, di giù hanno piazzato la loro Artiglieria. Si vede già la grande affettuosità, hanno pure offerto sigarette e Biscotti, dopo poche ore si comincia a vedere lo svaligiamento dei magazzini, fra i quali abbiamo pure partecipato noi.

12.4.1945 Siamo andati di nuovo nella nostra fabbrica Orange, che là c’era la concentrazione di tutti.

16.4.1945 I Francesi e i Belgi sono partiti per le loro case. Qui la vita a un tratto quasi signorile, si mangia bene, si passeggia, si balla, così è la vita. Molti Russi durante la giornata si cambiano vestiti due e più volte.

Deutsche Übersetzung der Tagebuch-Einträge

15.3.1945 Auch im Verlauf des heutigen Tages empfinde ich in dieser Baracke ein seltsames und unbeschreibliches Gefühl, so als wäre ich weit entfernt. Jemand nimmt meine Hand, und ich höre ein Lied, alt und wunderschön, mit einer unvergessenen Melodie und Worten, die vielen gefallen haben. Und hier möchte ich mit meinen Gedanken verweilen, um mir ein paar Notizen zu machen, vielleicht, um sie im Alter wieder zu lesen. Aber ich möchte sie auch für alle machen, damit solche Dinge, wie wir sie erleben mussten, zukünftig verhindert werden.

Ich möchte beschreiben, wie wir in dieser kleinen Baracke untergebracht sind. Wir sind sieben, jeder hat andere Gedanken und Gefühle, und ohne egoistisch zu sein, aber von meinen Freunden bin ich derjenige, der ganz anders ist. Nun ich bin 34 Jahre alt und mein Geist und meine Moral sind genau wie die der anderen. Oft sind meine Gedanken weit fort, bei der Person, die ich wie mein Leben liebe, weit fort, bei ihren langen Briefen. Und ich hoffe, dass das wenige, was wir gelebt und gekannt haben, bald zu Ende ist und wir unser Glück wieder zurückbekommen.

Ich bin viele Schritte gegangen und habe immer versucht, das, was uns trennt, weit von mir zu halten. Ich denke auch, dass in der schönen Zeit, die man gemeinsam verbringt, die Gedanken immer sehr weit gehen...und ich kann es mir nicht erklären, aber bei allem, was ich mache, und das können auch Dinge sein, die mir Spaß machen, aber ich kann nur an eines denken, dass ich den großen Wunsch habe, in deiner Nähe zu sein.

Während heute in der Baracke alle versteckt waren, habe ich mir Fotos angeschaut, ich habe dich lachen gesehen, und gesehen, wie du mir wie immer widersprichst. Amedeo, warum isst du nicht, schau mich nicht an, wenn ich esse...und wenn ich dich so anschaue, dann denke ich, dass ich weit weg gehen möchte, wie glücklich wir sein könnten. Ich möchte dich immer bei mir haben.

In der Zeit, in der ich in Deutschland bin, habe ich viel durchgemacht und erlebt. In der ersten Zeit in der Benzinfabrik, wo ich in der Montage gearbeitet habe, waren die Stunden lang und hart. Aber mit viel Ergebung habe ich alles ausgehalten. Das Mittagessen bestand aus etwas bitterem Kohl oder Rüben, es gab 300 Gramm Brot. Die Arbeit war zu hart, aber ich war schon daran gewöhnt. Genau das Gegenteil von dem, was ich in der Gefangenschaft machte. Diese Stunden waren hart und anstrengend, aber ich war immer voll mit Kraft und Mut. Ich konnte diese Zeit recht kaltblütig meistern, mit einigen Freunden haben wir unsere Lebensbedingungen verbessert, und nun haben wir diese kleine Baracke in der ich und ein anderer Kampfgefährte, oder Abenteuergefährte, gemeinsam zusammenarbeiten. Unsere Arbeit gelingt recht und schlecht, aber es ist keine Begeisterung dabei, niemand sagt...unleserliche Worte)

Wie immer möchte ich die Dinge anfangen und auch beenden, aber es ist mir nie gelungen. Ich gehe immer mit Herz und einem festen Gedanken los, und ich verliere ich darin, an meine Zeit im Urlaub zu denken, ein kleines Datum, das sich eingebrannt hat, der 02.03.1043. Am 31.01.1944 erhielt ich den ersten Brief von Lidia, welcher das Datum 30.11.1943 trug...

[... im Anschluss an diesen Text sind einige Briefe von Lidia in das Tagebuch übertragen, von der Schwester ( 07.07.1944 und 10.10.1944), von der Nichte (17.01.1944) und von einem Freund Nerio, einem jungen Offizier, Gefangener in Afrika ( 23.04.1943 XXI) und von einem ehemaligen Mitgefangenen Ivan (11.02.1944)]

19. März 1945 Um 4.22 Uhr ... großer Bombenangriff auf verschiedene Fabriken, darunter war auch unsere, und eine große Bombe fiel in unseren Zufluchtsort. Es wurden zwei Russen verletzt. Die wenigen Minuten, in denen wir das Bombardement erlebten, waren schwarz, heute ist der Tag sehr ruhig... voller Vorahnung. Wir hoffen nur, dass es bald vorbei ist. Befehle, Gegenbefehle, unsere Abreise wurde wieder vertagt, in dieser kurzen Zeit erlebte ich unbeschreibliche Szenen, ich habe ein Versteck, das wir für den Krieg bereit haben. Was habe ich nur gesehen, diese armen Menschen, trotzdem sie frei sind, riskieren sie ihr Glück und rennen gegen den Tod. Wie viel Angst habe ich in dieser kurzen Zeit gesehen, es war, als würde ich verrückt werden.

Diejenigen, die nicht abziehen durften, waren ich, ein Schuster und ein Pferdebursche. Die Frau des Schusters war unter denen, die gehen durften, aber auf einmal warf sie sich in ein zerstörtes Haus, um dort auf die Befreiung zu warten. Und allen Dingen zum Trotz blieben alle Frauen dort, und der Platz der Schusterin wurde von ihrem Mann belegt.

30. März 1945 Abfahrt für alle, nach nur vier Kilometern sind wir geflüchtet, für vier Zigaretten hat uns der Wächter laufen lassen. Bei unserem ersten Fluchtversuch sah uns ein Polizist und rief nach uns. Als er merkte, dass ich es mit meinen Freunden war, schaute er uns an und lachte und sagte mit Tränen in den Augen: Ah, ihr seid es... Und er ging bestürzt zurück. Dieser Polizist hat uns immer gemocht, wie oft waren wir bei ihm zum Essen zu Hause. Zu Weihnachten fiel sein 18jähriger Sohn im Krieg, wir waren es, die ihm zur Seite standen und ihm Beileid wünschten. Unsere Abreise hinterließ tiefen Schmerz bei den Frauen. Jeden Abend wurde getanzt. In dieser Baracke waren wir sechs Freunde, man spielte Gitarre, Mandoline und hatte viel Freude, wir hatten alles, alles was uns Gott gegeben hatte, deshalb waren wir froh und konnten diese Welt aushalten. Die Frauen küssten uns zum Abschied mit Tränen in den Augen.

Wir hatten diesen Platz dank unseres Freundes (unleserlich, Marinoni ?) der für 13 Monate in diesem Lager Dienst geleistet hatte, nun sind wir in einer Schule mitten unter russischen Frauen. Alle schlafen in einem Zimmer. Von  Beginn  der Nacht bis um sieben acht Uhr am Morgen, wegen des Artilleriefeuers, man versucht, so gut wie möglich zu schlafen. Die Artillerie beschoss die ganze Nacht lang die Fabrik, in der ich 18 Monate Dienst hatte, man sagt, wir wären umzingelt. Morgen ist Ostern, der 1. April 1945, während ich schreibe, hört man alle 12 bis 15 Minuten Maschinengewehrsalven, und man hört von Soldaten, die sich ohne Gewehre zurückgezogen haben, mit müden Gesichtern und schlecht angezogen.

1.4.1945 Ostern, heute ist ein wunderschöner Tag, die Front ist drei Kilometer weit weg und man hört die Geschosse und Gewehre. Ein schöner und fröhlicher Tag, einige Stunden lang haben wir einen Ofen repariert, und kochten Fleisch und Kartoffeln. In der Zwischenzeit waren da noch zwei junge Mädchen, wir unterhielten uns, schauten Bilder an, obwohl wir kein Deutsch konnten haben wir viel gelacht. Von diesen beiden russischen Mädchen war eine schwanger, ihr Mann floh aus der Gefangenschaft, die andere war hübsch und graziös, sie hieß Katja. Um drei Uhr haben wir mir viel Spaß gegessen, es wurde geredet und Gitarre gespielt. Aber unser Keller war nicht sehr sicher, aber hier geht es uns wie den Kapitalisten, nichts zu essen hat uns je gefehlt.

Um sieben Uhr abends kam ein Russe herein, und rief, dass wir hinauskommen sollen, die Amerikaner wären da. Alle liefen heraus, ohne daran zu denken, dass es ein Aprilscherz war. Danach sind wir gemeinsam mit dem Kameraden (unleserlich, Luzzara, Lughera ?) hinauf in ein Haus gegangen, das wegen seiner Höhe einem Aussichtspunkt glich. Hie sah man wunderbar die Front. Unter den Trümmern fand ich ein Kruzifix, das zum Teil zerbrochen war. Wir lehnten es an eine Wand und sprachen Gebete, die an unsere Vergangenheit und an unsere Lieben, die so weit weg sind, gesendet wurden. Am Abend gab es wieder Gespräche und Gitarre, wir sangen frohe russische Lieder, Wolga, Katjuscha etc. Unser kleiner Treff gab vielen ein bisschen leben, alle kamen hierher.

7.4.1945 Nach langem Warten, um zwei Uhr nachmittags kamen die Amerikaner nach (unleserlich, Sanca March ?) Unsere Erwartung, endlich befreit zu werden war riesengroß. Endlich sahen wir verschiedene amerikanische LKW, oben drauf lag deren Artillerie. Man konnte ihre Freundlichkeit sehen, sie gaben uns Zigaretten und Kekse. Später sahen wir, wie sie die Lager räumten, wir waren auch dabei.

12.4.1945 Wir sind noch mal in unsere Fabrik Orange gegangen, denn hier waren alle zusammen.

16.4.1945 Die Franzosen und die Belgier sind schon nach Hause gegangen... Hier ist das Leben nun schon fast vornehm, gutes Essen, spazieren gehen, tanzen...so ist das Leben. Viele Russen ziehen sich sogar mehrmals am Tag um.

Übersetzung: Gerburg Martha Unterstab, Februar 2011


Amedeo Mentrelli 1946 Das letzte Foto von Amedeo Mentrelli aus dem Jahr 1946



Amedeo Mentrelli kehrte am 24. August 1945 nach Ferrara/Italien zurück. Am 2. Oktober 1945 heirateten Amedeo und Lidia, am 6. August 1946 wurde ihr Sohn Aurelio geboren.

Amedeo Mentrelli starb fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner Rückkehr aus Deutschland an den Folgen der in deutscher Gefangenschaft erlittenen Unterernährung im Alter von 35 Jahren am 25. August 1946 in Ferrara, Italien. Lidia ging nach Amedeos Tod zurück in ihre Heimatstadt Forli, dort starb sie 2004.

Fotos und Dokumente, soweit nicht anders angegeben, aus dem Nachlass von Amedeo Mentrelli. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Quellen:
Liste Arbeitsamt: StA Gelsenkirchen.
Luftbild Stadthafen Gelsenkirchen: Air Photo Library, University of Keele, United Kingdom.
1: Vgl. Gerhard Schreiber: Die Italienischen Militärinternierten Im Deutschen Machtbereich 1943-1945, "verraten,verachtet,vergessen", Oldenourg, 1990 (Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 28) Organisation des Kriegsgefangenenwesens der Wehrmacht, Seite 297 ff.
2: Überwiegend Angehörige der Landesschützen-Batallione. In Gelsenkirchen waren Kompanien der Batallione 471 und 871 zur Bewachung von Zwangsarbeiterlagern und -unterkünften eingesetzt
3: Vgl. Gerhard Schreiber: Die Italienischen Militärinternierten Im Deutschen Machtbereich 1943-1945. Die Zeit der Kriegsgefangenschaft, ebda., Seiten 339-340 ff.
4: Vgl. Gerhard Schreiber: Die Italienischen Militärinternierten Im Deutschen Machtbereich 1943-1945. Statuswechsel im Sommer 1944, ebda., S. 431-432 ff.
5: Vgl.: http://www.berliner-geschichtswerkstatt.de/zwangsarbeit/imi-infos.htm#Historische%20Informationen (Abruf Februar 2011)
6: 1938 wurde das Werk Orange der Dortmunder Union Brückenbau AG angeschlossen und kam somit in den Verband der Vereinigte Stahlwerke AG.
7: Roland Schlenker: "Ihre Arbeitskraft ist auf das schärfste anzuspannen", Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterlager in Gelsenkirchen 1940-1945. S. 62 ff.

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Andreas Jordan, März 2011

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