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OnlineProjekt Ausstellung Zeitgeist 1933 - 1945


Das virtuelle ← Projekt "Ausstellung Zeitgeist 1933 - 1945" zeigt Objekte, die auf beklemmende Art den Alltag in Deutschland und den von den Nationalsozialisten besetzten Gebieten verdeutlichen und zum Nachdenken anregen sollen.

Brief aus dem Konzentrationslager Weimar-Buchenwald

Dieser Brief ist mir für die "Historische Sammlung Gelsenzentrum" von einer Gelsenkirchenerin überlassen worden. Diese Zeilen vermitteln einen Eindruck von dem damaligen "Zeitgeist". In den Zeilen des Wenzel Honka an seine Frau und seine Söhne kann man noch heute die Hoffnung auf Entlassung fühlen. Wenzel Honka schrieb diesen Brief aus dem KL Buchenwald bei Weimar. Das KL Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 bei Weimar als Arbeitslager betrieben. Insgesamt waren etwa 250.000 Menschen aus allen Ländern Europas von Juli 1937 bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt, darunter 11.000 Juden.

Brief aus dem KZ Buchenwald Seite 1

Die Schreibweise im Orginalbrief wurde aus Gründen der Authentizität übernommen.

Anschrift des Absenders: Wenzel Honka, Nr 1298, Block 37, Konzentrationslager Weimar-Buchenwald


Buchenwald, den 21.4.40

Teuerste Frau u. liebste Söhne!

Ich danke euch von eurer Brief von 12.4.40, welche habe ich mit grosse Freude erhalten, bis die hohe Vasser, was tut mir Sorgen, wenn hast du nur Bettwäsche und Kleidung in Ordnung. Das musste sehr schlimm sein. Alles wäre in Ordnung, nur...

Brief aus dem KZ Buchenwald Seite 2

wenn wäre schon mein Zurückkehr da. Du schreibst, ob kannst Du ein Gesuch auf Gemeindeamt geben für Stadtwohnung, lass für meine Söhne die Freude, wenn Sie willen so gerne bei Fluss bleiben, wenn ich komme zurück, dann können wir anders schon sprechen, und doch die hohe Wasser wird nicht immer.
Hauptsächlich, dass Ihr gesund seit, was ist doch die teuerste Sache auf Welt. Auch ich bin ganz gesund und immer hoffe, das komme...

Brief aus dem KZ Buchenwald Seite 3

mit euch zusammen.
Das Paketsendungen, kann ich nicht erhalten, ich habe kein Erlaubnis dazu,
Du schreibst, wie Freude hat "Jarow" gehabt, ich habe auch Freude, nur schon mit euch zusammen sein.
Meine liebe Frau, sei so gut, und wenn kannst Du mir wieder welche Geld senden, bitte tut so. Ich bin auch neugierig, ob Du kriegst welche Unterstützung,...

Brief aus dem KZ Buchenwald Seite 4

Bitte in diesem Falle, schreibst mir doch Antwort, ich habe grosse Interesse daran.

Schreibst auch, ob willst Du diese Jahr Kartoffeln setzen, ich glaube, dass ist gute Wetter dazu. Viel Grüssen für alle Bekannten, für Familie des Hausherrs u. für Herr Verwalter Sova, Mit vielen Küsse Euer Vater Honka Vadez

Umschlag des Briefes aus dem KZ Buchenwald
Auszug aus derLagerordnung des KZ Buchenwald

Der Tag der Entlassung kann jetzt noch nicht angegeben werden. Besuche im Lager sind verboten. Anfragen sind zwecklos.

Auszug aus der Lagerordnung:

Jeder Häftling darf im Monat 2 Briefe oder 2 Postkarten empfangen und auch absenden. Die Briefzeilen müssen übersichtlich und gut lesbar sein. Postsendungen, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, weren nicht zugestellt bzw. befördert. Pakete jeglichen Inhalts dürfen nicht empfangen werden. Geldsendungen sind zulässig, sie müßen aber durch Postanweisung erfolgen; Geldeinlagen im Brief sind verboten; Annahme wird sonst verweigert. Es kann im Lager alles gekauft werden. Nationalsozialistische Zeitungen sind zugelassen, müssen aber von dem Häftling selbst über die Poststelle des Konzentrationslagers bestellt werden. Unübersichtliche und schlecht lesbare Briefe können nicht zensiert werden und werden vernichtet. Die Zusendung von Bildern und Fotos ist verboten.

Der Lagerkommandant

Andreas Jordan, Januar 2006