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Charles Ganty aus Belgien

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Charles Ganty, zum Tode verurteilt

Die ehemalige Zeche Nordstern heute

Bild: Die ehemalige Zeche Nordstern, die THS Treuhandstelle hat heute in den alten Gebäuden ihre Hauptverwaltung

Charles Ganty wird am 17. April 1920 in Jumet bei Charleroi in Belgien geboren. Er ist zunächst Fabrikarbeiter, später arbeitet er als Bergmann. 1939 wird er zum Wehrdienst in die belgische Armee eingezogen, kommt aber wegen des raschen Vormarsches der deutschen Truppen nicht zum Einsatz an die Front. Ganty wird Ende 1940 als "Zivilarbeiter" nach Deutschland dienstverpflichtet und arbeitet ab Januar 1941 auf der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst.

Der Hinrichtungsschuppen kurz nach dem Krieg. Im Hintergrund das durch Bomben beschädigte Haus III

Bild: Der Hinrichtungsschuppen kurz nach dem Krieg. Im Hintergrund das durch Bomben beschädigte „Haus III"

In einem Lager für ausländische "Zivilarbeiter" wendet sich Ganty gegen die Nationalsozialisten und ruft zur Arbeitssabotage auf. Im März 1942 verlässt er illegal das Lager an der Bruchstrasse in Gelsenkirchen-Heßler und reist in seine belgische Heimat. Nach seiner Rückkehr weist ihn die Gestapo in ein so genanntes "Arbeitserziehungslager" ein.

Er wird erst entlassen, als er sich zu "politischem Wohlverhalten" verpflichtet. Charles Ganty wird wegen "kritischer Äußerungen" erneut am 31. August 1942 festgenommen, am 21. Mai 1943 vom so genannten "Volksgerichtshof" zum Tode verurteilt und am 7. September 1943 in Plötzensee ermordet.

Die Hinrichtungen

Namensliste der Vollstreckungsanordnung

Bild: Der Namensliste der Vollstreckungsanordnung

Der Gefängnispfarrer von Plötzensee, Harald Poelchau, berichtet:

"Mit Einbruch der Dunkelheit am 7. September begann der Massenmord. Die Männer waren in mehreren Gliedern hintereinander angetreten. Sie standen da, zunächst ungewiss, was mit ihnen geschehen sollte. Dann begriffen sie. Immer je acht Mann wurden namentlich aufgerufen und abgeführt. Einmal unterbrachen die Henker ihre Arbeit, weil Bomben in der Nähe krachend niedersausten. Die schon angetretenen fünf mal acht Mann mussten für eine Weile wieder in ihre Zellen eingeschlossen werden. Dann ging das Morden weiter. Alle diese Männer wurden gehängt. Die Hinrichtungen mussten bei Kerzenschein durchgeführt werden, da das elektrische Licht ausgesetzt hatte. Erst in der Morgenfrühe, um acht Uhr, stellten die erschöpften Henker ihre Tätigkeit ein, um sie am Abend mit frischen Kräften wieder aufnehmen zu können.

In diesen drei Septembernächten starben 360 Menschen den Tod am Galgen: Lehrer, Beamte, Arbeiter, Kaufleute, Offiziere und Künstler. Neben dem Hinrichtungsschuppen lag noch tagelang ein Berg von nackten Leichen. Sie konnten nicht fortgeschafft werden, weil die heftigen Fliegerangriffe jeden Transport verhinderten. Auch das gehört zu den grauenhaften Eindrücken, die ich nie vergessen kann: die entstellten, bleichen Körper von Menschen, aufeinandergeworfen wie Lumpen."

Blody Nights at Plötzensee - Death sentence against Charles Ganty of May 21, 1943.

Die in Plötzensee benutzte Liste der zum Tode Verurteilten.

Bild: Die in Plötzensee benutzte Liste der zum Tode Verurteilten

Charles Ganty is born on April 17, 1920, in Jumet near Charleroi in Belgium. He first works in a factory, later as a miner. In 1939, he is drafted into military service in the Belgian army but does not see action at the front because of the rapid advance of the German troops. In late 1940, Ganty is conscripted as a civilian worker and sent to Germany, and from January 1941 on, he works in the "Nordstern" mine in Gelsenkirchen-Horst. In his camp for foreign civilian laborers, Ganty speaks out against the National Socialists and calls for sabotage. In March of 1942, he illegally leaves the camp and travels to his homeland in Belgium.

After he returns, the Gestapo sends him to a "corrective labor camp." He is only released when he pledges political obedience. Charles Ganty is again arrested for critical statements August 31, 1942. On May 21, 1943, he is sentenced to death by the "People’s Court" and then murdered on September 7, 1943, in Plötzensee.

Dokumente der Blutnächte von Plötzensee

Die Verladung der Leichen wird besonders entlohnt.

Bild: Die Verladung der Leichen wird besonders entlohnt

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Andreas Jordan, Mai 2009


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