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Informationen des ISG zum Mahnmal Maelostraße Buer

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Die frühere jüdische Gemeinde

Informationen zum Mahnmal

Abb.: Mahnmal in Gelsenkirchen-Buer

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten die Juden aus Buer der Synagogengemeinde Dorsten an. Ihre Bestrebungen, sich von der Muttergemeinde zu lösen, führte am 29. Oktober 1910 in einem ersten Schritt dazu, dass Buer Synagogenuntergemeinde der Gemeinde Dorsten wurde. 1913 beantragte die Gemeinde Buer ihre Selbstständigkeit, jedoch ohne Erfolg. Die Gottesdienste der Juden in Buer fanden seit 1906 an hohen jüdischen Feiertagen im alten Bueraner Amtshaus und dann in einer Gaststätte statt. Nachdem der Betsaal, der sich in einem angemieteten Raum eines Gasthauses "Zum Schlachtfeld" befand, für die wachsende Gemeinde zu klein wurde, begann man mit der Planung zum Bau einer eigenen Synagoge. Die Synagoge der Bueraner Juden an der Maelostraße, wo die Stadt Buer ein Grundstück zur Verfügung gestellt hatte, wurde am 12. November 1922 geweiht.

Gustav Bär, Lehrer und Prediger

Abb.: Lehrer und Prediger Gustav Bär

Lehrer und Prediger der Juden in Buer war Gustav Bär, der 1938 in die USA floh, nachdem er vielen jüdischen Familien bei der Flucht vor den Nationalsozialisten geholfen hatte. Er starb 1952 in New York. Nach Gustav Bär ist der Platz vor dem heutigen Mahnmal benannt.

Die Bueraner Juden wurden erst 1932 selbstständig, nachdem im Januar 1931 von der Vertreterversammlung der Dorstener Hauptgemeinde die Auflösung beschlossen worden war und zum 1. April 1932 selbstständige jüdische Gemeinden in Bottrop, Buer (einschließlich Westerholt), Dorsten, Gladbeck und Horst geschaffen worden waren. Wie auch die Synagoge in der Gelsenkirchener Altstadt wurde die Synagoge in Buer während der Pogromwoche im November 1938 zerstört. Am späten Abend des 9. November 1938 wurde die Maelostraße durch SA-Leute abgesperrt; nur die nächsten Nachbarn konnten beobachten, dass die Synagoge von NS-Schergen angezündet wurde und bis auf die Reste der Außenmauern abbrannte.

Entstehung des Mahnmals

Bis zum 9. November 1988 deutete nichts mehr auf die Existenz der Bueraner Synagoge hin. Auf deren ehemaligen Standort befindet sich seit den 1950er Jahren das Hallenbad Buer. Dann erinnerte man sich bei einer Gedenkveranstaltung in den Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde Buer anlässlich des 50. Jahrestages der so genannten "Reichskristallnacht" an die Synagoge. Unter den anwesenden Gemeindemitgliedern erwuchs eine Initiative, welche schließlich zu einem Bürgerantrag an den Rat der Stadt Gelsenkirchen zur Errichtung eines Denkmals führte.

Bild: Kurt Neuwald und Oberbürgermeister Scharley bei der Einweihung des Mahnmals in Buer

Abb.: Kurt Neuwald und Oberbürgermeister Scharley bei der Einweihung des Mahnmals in Buer

Die Abstimmungen zwischen den verschiedenen beteiligten Dienststellen der Stadtverwaltung, den Initiatoren, der Jüdischen Gemeinde und dem Landesrabbiner erfolgten in den nächsten Monaten und am 20. Dezember 1990 wurde vom Rat der Stadt Gelsenkirchen wiederum einstimmig die konkrete Gestaltung des Mahnmals beschlossen.

Als Ausdruck des bürgerschaftlichen Engagements wurde auch die Durchführung einer Spendenaktion zur Finanzierung des Mahnmals beschlossen. Die Stadt Gelsenkirchen stellte das Grundstück zur Verfügung, übernahm Entwurf, Planung und Organisation des Baus und die spätere Pflege der Gedenkstätte und stellte die Initiatoren von allen Verpflichtungen frei. Auch übernahm die Stadt Gelsenkirchen die nach der Spendenaktion verbleibenden Restkosten des Mahnmals; die Baukosten sind schließlich zu mehr als der Hälfte durch Spenden finanziert worden.

Einweihung des Mahnmals am 12. November 1992

Nach einer Feierstunde in der Aula des Leibniz-Gymnasiums wurde das Denkmal am 70. Jahrestag der Weihung der Synagoge, dem 12. November 1992 enthüllt. Bei der Feierstunde sprachen ein Vertreter der Initiatoren, der Landesrabbiner, die aus den USA angereiste Tochter Gustav Bärs sowie der damalige Oberbürgermeister. In seinem Grußwort zur Enthüllung des Mahnmals sprach der Gelsenkirchener Oberbürgermeister davon, dass das Mahnmal Schweigen brechen und zum Lernen aus der Geschichte anregen sollte, in der damaligen Situation auch angesichts von Anschlägen Rechtsextremer, auch auf jüdische Einrichtungen in Gelsenkirchen.

Aufgrund von Bauschäden erfolgte jüngst durch die GEW - Gesellschaft für Energie und Wirtschaft mbH - als Betreiberin des Hallenbades und Grundstücksbesitzerin - eine vollständige Sanierung des Mahnmals. Das Mahnmal bekam ein neues Fundament und das Klinkerwerk wurde erneuert.

Inhalte des Mahnmals

Das Mahnmal zur Erinnerung an die 1938 zerstörte jüdische Synagoge in Buer zählt zu den "neueren" Gedenkorten im Gelsenkirchener Stadtgebiet, da hier auch die → "Täter" benannt werden. Bei den Vorberatungen zur Gestaltung des Mahnmals im Kulturausschuss am 4. Dezember 1990 war angeregt worden, im Text des Mahnmals die Nennung der "nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" durch eine weniger anonyme Formulierung zu ersetzen. So ist das Mahnmal auch Ausdruck der Fortentwicklung der Erinnerungskultur in Gelsenkirchen, die sich seit den 1980er Jahren mit den Ursachen des Nationalsozialismus und den Akteuren des "Dritten Reiches" vor Ort beschäftigte.

Im Text auf dem Gedenkstein heißt es "Nicht weit von hier stand die am 12. November 1922 eingeweihte Synagoge der jüdischen Gemeinde Buer. Als roher Judenhass unter uns wütete, wurde sie in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 von nationalsozialistischen Gewalttätern geschändet und zerstört." Auf der Gedenktafel findet sich oben derselbe hebräische Schriftzug, der ehemals über dem Eingang der Synagoge in Stein gehauen war: "Mein Haus ist ein Haus der Gebete für alle Völker". Der historische Standort der Synagoge Buer wurde durch die Kennzeichnung des Verlaufs der Synagogenfundamente in Form einer Pflasterung sichtbar gemacht.

Vgl.: Informationsschrift des Instituts für Stadtgeschichte (ISG), Gelsenkirchen

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Andreas Jordan, November 2007

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